Der Bogen macht die Musik. Zwar nicht ohne Geige, aber er hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Klang. Meist widmet man der Violine seine ganze Aufmerksamkeit, doch auch der Geigenbogen sollte sorgfältig ausgewählt werden. Wie ein Violinbogen aufgebaut ist, wo die Unterschiede liegen und für welchen Streichbogen man sich entscheiden sollte, verrät dieser Ratgeber.
Geigenbögen sind in Hinsicht auf Klang, Materialien und Verarbeitungsqualität so unterschiedlich wie die Musiker die sie spielen. Unsere Empfehlungen für Einsteiger und fortgeschrittene Cellisten überzeugen mit ordentlichen Klangeigenschaften, solider Verarbeitung und guter Preis-Leistung. Interessant sind die Bögen auch als Upgrade für Ausführungen minderer Qualität, wie sie gerade bei Geigensets aus dem unteren bis mittleren Preisbereich zum Lieferumfang gehören.
Etwas teurer ist der Alfred Stingl Bogen von Höfner. Gefertigt ist er aus Kohlefasern. Einen optisch ansprechenden Akzent setzt das Pariser Auge. Der Geigenbogen ist mit echtem mongolischen Pferdehaar bespannt und hat eine Neusilberbewicklung. Der Höfner-Bogen hat gute Spieleigenschaften, liefert einen überzeugenden Klang und ist dabei ordentlich verarbeitet. Für Anfänger aber auch Fortgeschrittene eine gute Wahl. Auch bei diesem Modell ist die Preis-Leistung sehr gut.
Einen Geigenbogen bekommt man schon für unter 100 Euro. Allgemein kann man davon ausgehen, dass der Preis auch die Qualität wieder spiegelt. Für die ersten Schritte reicht bei knappem Budget ein günstiger Standardbogen aus. Ein Carbonbogen bietet in der Regel keine klanglichen Vorteile. Ein handgefertigter Meisterbogen kann schnell ein paar tausend Euro kosten, allerdings gibt es auch Bögen für 300 oder 600 Euro. Die Auswahl ist groß. Gebrauchte Bögen sind eine echte Alternative, bei der man Geld sparen kann. Hier sollte man aber keinen Geigenbogen kaufen ohne zu wissen, wie viel er tatsächlich wert ist. Ein Dachbodenfund oder der wertvolle Meisterbogen vom Großvater sind meist keine sinnvolle Investition. Eine gute Anlaufstelle ist der Geigenbauer vor Ort.
Vor dem Spielen sollte man den Geigenbogen spannen. Dabei dreht man einfach das Beinchen und damit die Schraube die im Inneren des Bogens verläuft und nicht sichtbar ist, im Uhrzeigersinn. Man sollte es beim Spannen nicht übertreiben. An der schmalsten Stelle sollte der Abstand zwischen Bogenhaar und Bogenstange noch etwa 7 Millimeter betragen. Nach dem Spielen ist es ebenso wichtig, den Bogen wieder zu entspannen. Das Vorgehen ist dasselbe, nur dass man die Schraube diesmal in die andere Richtung, also entgegen dem Uhrzeigersinn, dreht. Vergisst man diesen Schritt regelmäßig, verkürzt sich mit dem dauerhaften Zug die Lebensdauer der Bogenhaare drastisch.
Nach dem Spannen empfiehlt es sich auch zu überprüfen, ob der Bogen kolophoniert werden muss. Denn erst mit dem Kolophonium entsteht die benötigte Haftreibung, um die Saiten in Schwingung zu versetzen und Töne hervorzubringen. Auch hier sollte man weder zu viel, noch zu wenig auftragen. Klingt die Geige beim Darüberstreichen durchsetzungsstark und geschmeidig, hat man die richtige Menge erwischt. Klingt sie schwammig und leise hat man zu wenig Kolophonium aufgetragen. Übertreibt man es, klingt sie kratzig. Fährt man mit einem Fingernagel über die Saiten und unter dem Fingernagel sammelt sich etwas Kolophoniumstaub, ist auch dies ein Zeichen dafür, dass genug Kolophonium auf dem Bogenhaar ist. Die Bogenhaare sollte man dabei aber nicht anfassen, denn sonst werden sie fettig und man muss die Bogenhaare reinigen. Zum Beispiel mit einem der erhältlichen Reinigern.
Das bernsteinfarbene Baumharz, welches aus verschiedenen Bäumen wie Fichte und Kiefer gewonnen und dann mit zusätzlichen Komponenten veredelt wird, trägt man stets bei gespanntem Bogen auf. Man setzt es dabei auf die Saiten auf und bewegt es dann auf und ab, von der Spitze bis zum Frosch.
Welches Kolophonium am besten zu einem passt, zeigt sich im Laufe der Zeit. Grundsätzlich gibt es verschiedene Härtegrade die für unterschiedliche Geigensaiten konzipiert sind. Für Violinen verwendet man in der Regel hartes Kolophonium mit geringer Haftkraft.
Altes Kolophonium ändert seine Konsistenz und wird klebrig, wie ein Bonbon das in der Sonne liegt. Nach zwei bis drei Jahren sollte man bei veränderter Qualität einfach neues Bogenharz kaufen.
Fragt man drei Violinisten nach der optimalen Position der Finger beim Halten eines Geigenbogens, ist die Wahrscheinlichkeit groß, drei verschiedene Meinungen zu hören. Mit der Erfahrung verändert sich oft auch die Fingerposition bis man die Haltung für sich gefunden hat, die einem die maximale Kontrolle über den Bogen bei höchstmöglichem Komfort bietet. Anfänger sollten aber keine Experimente machen, sondern die Anweisungen des Geigenlehrers befolgen und seine Korrekturen umsetzen.
Ein Geigenbogen sollte regelmäßig neu bespannt werden. Es gibt keine Faustregel, an der man sich orientieren kann. Wie oft ein Bogen neu bezogen werden muss, hängt von mehreren Faktoren ab. Wer täglich mehrere Stunden übt, wird alle paar Monate den Bogenmacher des Vertrauens aufsuchen. Wer etwas seltener Geige spielt und 10 Stunden oder weniger Zeit pro Woche in sein Geigenspiel investiert, wird seinen Bogen nur alle 1 bis 2 Jahre beziehen lassen müssen.
Wann es so weit ist, verraten folgende Kriterien. Lassen sich mindestens zwei davon beobachten, empfehlen wir, den Bezug erneuern zu lassen.
Wie ein Geigenbogen bespannt wird, verraten wir im Folgenden. Es empfiehlt sich allerdings in den allermeisten Fällen nicht, sich selbst daran zu versuchen. Die beste Anlaufstelle ist der Bogenmacher.
Besonders wichtig ist, dass die Menge der Haare genau abgezählt ist. In der Praxis zählt der Bogenmacher die Haare in der Regel aber nicht von Hand, sondern verwendet einen Messschieber, der die Menge der Haare die man in ihn hinein gibt, bestimmt. Dabei muss sehr genau vorgegangen werden weil bereits ein paar Haare zu viel oder zu wenig sich auf das Spiel auswirken können. Damit der Bogen flexibel bleibt wird vor allem darauf geachtet, nicht zu viele Haare zu erwischen.
Die Preise für das Bespannen eines Geigenbogens bewegen sich meist zwischen 50 und 70 Euro. Auch beim Bratschenbogen kann man mit Kosten in dieser Größenordnung rechnen. Etwas teurer wird es beim Cellobogen, hier kann man von 60 bis 80 Euro ausgehen. Am teuersten wird es beim Kontrabass, hier sind es oft 70 bis 90 Euro. Natürlich dienen diese Zahlen nur zur Orientierung. Ein Bogenbauer kann also auch günstiger oder teurer sein.
Für den Bau eines Geigenbogens ist der Bogenmacher verantwortlich. Der Beruf des Bogenmachers ist vom Geigenbauer abzugrenzen. Denn in diesen Handwerksbetrieben widmet man sich nicht dem Instrumentenbau, sondern der Herstellung von Bögen für Violine, Viola, Cello und Bass in Handarbeit. Natürlich gibt es vereinzelt auch Geigenbauer die in neben Streichinstrumenten auch Streichbögen herstellen und umgekehrt. Ein Geigenbogen der von Meisterhand gefertigt wird, erfüllt hinsichtlich der Qualität der verwendeten Materialien, wie auch bei den Standards bei der Fertigung, höchste Ansprüche. Ein Streichbogen ist zwar recht simpel aufgebaut, doch der Umgang mit Maschinen, Werkstoffen und dem erforderlichen Wissen um hochwertige Bögen bauen zu können, erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und handwerklichen Fertigkeiten. Beim Beruf des Bogenmachers handelt es sich um einen anerkannten Ausbildungsberuf, der für gewöhnlich mit einer Ausbildungsdauer von 3 Jahren absolviert wird. Die Ausbildung findet sowohl im Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule statt. Viele Bogenmacher legen nach der Ausbildung und ein paar Jahren Praxis die Meisterprüfung ab. Ein Geigenbogen vom Bogenbaumeister ist zwar nicht so erschwinglich wie manch eine Alternative aus Asien, dafür aber ein solider Begleiter für den Rest der Musikerkarriere.
Ein Streichbogen kommt nicht ohne Bogenhaar aus. Genau 170 Haare kommen in den Bogen. Schon seit den Anfängen des Bogenbaus machte man sich dabei die günstigen Eigenschaften von Rosshaar für den Bezug zunutze. Bis zu 130 Zentimeter lang, extrem robust und widerstandsfähig und dabei eine raue Oberfläche die für die Kraftübertragung vom Bogen auf die Saiten perfekt geeignet ist. Das Pferdehaar stammt oft aus Asien. Die Mongolei und Sibirien sind nur zwei von vielen Regionen der Erde, die Rosshaare für den Bogenbau exportieren. Die verwendeten Haare stammen vom Schweif des Pferdes und werden nachdem sie abgeschnitten wurden, entsprechend aufbereitet. Dazu gehört die Reinigung und das Aussortieren nicht geeigneter Haare. Für Pferde ist dieser Vorgang ungefährlich. Ähnlich wie die Schur bei Schafen. Der Schweif wächst wieder nach. Meist greift man auf Schwanzhaare von Hengsten zurück. Zurückzuführen ist dies auf die Anatomie, denn bei Hengsten kommt der Schweif nicht ständig mit Urin in Berührung. So erhält man besonders gesunde und saubere Haare. Auf die Qualität der Schweifhaare hat neben Klima und Temperatur auch einen Einfluss, wo das Pferd lebt und was es frisst. In Nordchina und der Mongolei ist es zum Beispiel kalt und rau, so werden die Haare besonders widerstandsfähig. Nachdem dem Pferd die Schwanzhaare entnommen worden sind, werden diese schonend und ohne Zusatz von chemischen Mitteln gereinigt, damit die Struktur erhalten bleibt. Im nächsten Schritt werden die Haare sortiert. Es gibt unterschiedliche Qualitätsstufen und Stärken. Die Preise reichen später dann von hoch bis niedrig. Fast jeder Geigenbogen wird mit Rosshaar bespannt, ganz gleich aus welchem Material er selbst gefertigt ist. Die Struktur von Rosshaar ist nicht mit bloßem Auge erkennbar, die Schuppenstruktur wird aber vergrößert unter Mikroskop deutlich sichtbar.
Der Trend zu tierfreien Produkten hält an. Immer mehr Menschen entscheiden sich für einen veganen Lebensstil und suchen nach Alternativen. Synthetisches Bogenhaar kann das bewährte Rosshaar ersetzen und eignet sich auch für Musiker, die allergisch gegen Pferdehaare sind. Die erhältlichen Produkte versuchen dabei, die Eigenschaften von Rosshaar zu imitieren. Vielen künstlichen Bogenhaaren gelingt es aber nicht, die Eigenschaften des natürlichen Originals zu erreichen. Außerdem sind synthetische Bogenhaare oft teuer. Am besten man probiert synthetisches Bogenhaar aus, nachdem man seinen Bogen zuvor mit Rosshaar gespielt hat. Im direkten Vergleich machen sich Unterschiede schnell bemerkbar. Noch besser lassen sie sich heraushören, wenn man zwei vergleichbare Violinbögen jeweils mit Rosshaar und synthetischem Haar spielt.
Zupft man eine Saite und dann immer wieder ganz schnell, reduzieren sich die Abstände zwischen beiden Tönen immer weiter. Man erhält aber noch keinen kontinuierlichen Ton. Aber wenn das Rosshaar mit seiner rauen Struktur in Kombination mit dem Kolophonium über die Saite gestrichen wird, ist die Saite dauerhaft unter Beschuss, wird ständig von einem der Haare, einem Partikel, einer Unebenheit gezupft und es entsteht der Eindruck, dass die Saite durchgehend schwingt, weil beim Darüberstreichen fortwährend ein Ton gehalten wird.
Geigen verblüffen immer wieder mit Rekordpreisen auf Auktionen. So brachte die teuerste Geige der Welt stolze 16 Millionen Dollar bei einer Auktion in Chicago ein. Die Vieuxtemps Guarneri wurde 1741 von Guarneri del Gesù gefertigt. Aber auch Violinen wie die Lady Blunt von Stradivari die für 15.9 Millionen Dollar versteigert wurde faszinieren die Fachwelt und Außenstehende. Geigenbögen sind etwas erschwinglicher. Im Jahr 2015 wurde ein Geigenbogen für fast 289.000 Dollar in einem Londoner Auktionshaus versteigert. Der Bogen wurde vom französischen Bogenbauer François Xavier Tourte gefertigt. Sein Einfluss auf den modernen Bogenbau war groß und seine herausragenden handwerklichen Fertigkeiten brachten ihm die Bezeichnung als Stradivari des Bogens ein. Das versteigerte Exemplar ist mit Silber und Ebenholz besetzt und trägt die Initialen von Bronislaw Huberman, dem Gründer des Israel Philharmonic Orchestra. Tourte erschuf die heutige Bogenform und erwies sich bei der Entwicklung seiner finalen Violinbögen als wahrer Meister. Um den perfekten Bogen zu erschaffen musste er sich unter anderem komplexer Aufgaben aus der Mathematik bedienen. Heute wird oft gesagt, er sei deshalb seiner Zeit voraus gewesen. Immerhin war er kein Mathematiker und niemand zuvor hat dieses Können auf den Bogenbau angewandt auch wenn man heute davon ausgeht, dass er die richtigen Maße eher experimentell und intuitiv fand. Augenmaß ist etwas, was man sowohl m Bogenbau, als auch beim Instrumentenbau in besonderem Maße benötigt. Aber nicht nur die Qualität der Tourte-Bögen war beeindruckend. Auch die künstlerische Gestaltung mit hochwertigen und edlen Materialien wie Elfenbein und Perlmutt. Im Laufe seines Lebens soll er bis zu 5000 Bögen gefertigt haben von denen fast keiner signiert ist. Der im Londoner Auktionshaus versteigerte Violinbogen gehört jetzt jedenfalls einem Musiker, der anonym bleiben wollte.
Carbonbögen sind keine ganz neue Erscheinung. Weil das wertvolle Fernambuk-Holz welches der Goldstandard im Bogenbau ist in absehbarer Zeit nicht mehr in ausreichenden Mengen verfügbar sein wird, ist jede gute Alternative willkommen. Seit über 30 Jahren werden Violinbögen aus Carbon gefertigt. Die Qualität stieg im Laufe der Jahre mit der gewonnen Erfahrung kontinuierlich an und moderne Fertigungsstandards erlauben heute auch die Herstellung günstiger Bögen. Etwas leichter als ein Holzbogen und besonders starr, kommt er mit einigen Eigenschaften daher, die von vielen Violinisten geschätzt werden. Auch klanglich gibt es Unterschiede. So werden Holzbögen oft mit einem wärmeren, volleren Klang beschrieben. Natürlich ist der Geschmack individuell und für viele Musiker ist der Klang eines Carbonbogens wie gemacht für ihren Musikstil. Am Ende entscheidet auch hier die Qualität.
Die Werkstoffe werden sorgfältig ausgewählt und neben Fernambuk-Holz das Jahre eingelagert war kommen bei Streichbögen im mittleren und oberen Preissegment viele weitere teilweise exotische Materialien zum Einsatz. Perlmutt, Goldfisch aber auch Nutrialeder und Känguru werden von vielen Bogenmachern verwendet. Besonders teuer wird es, wenn Gold oder Silber für die Garnituren verwendet wird. Neben Elfenbein vom Elefanten bieten einige Bogenmacher sogar Mammut an, um daraus die Kopfplatte für den Bogen zu fertigen.
Absoluter Goldstandard im Bogenbau ist Fernambuk. Das exotische Holz kommt aus Südamerika. Streng genommen aus Brasilien, denn nur dort gedeiht die Fernambukpflanze Caesalpinia echinata, die das wertvolle Fernambukholz hervorbringt. Für die Bezeichnung Fernambuk ist die Provinz Pernambuco verantwortlich. Botanisch gehört Fernambuk zu den Johannisbrotgewächsen (Caesalpinioideae) die wiederum eine Unterfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) darstellen. Beheimatet sind Johannisbrotgewächse hautsächlich in tropischen und subtropischen Regionen der Erde. Neben dem Bogenbau wurde aus dem Kernholz rote Farbe extrahiert, als es noch keine synthetischen Farbstoffe gab. Möglicherweise wurde das Holz zu diesem Zweck nach Europa exportiert, wo dann die Eignung als Bogenholz festgestellt wurde. Dies führte dazu, dass im Laufe der Zeit die Bestände immer weiter dezimiert wurden und die Fernambukpflanze heute zu den vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten gehört. Streichbögen werden seit mehr als 350 Jahren aus Fernambuk gefertigt. Die Eigenschaften des Holzes sind perfekt für Bögen. Widerstandsfähig, besonders hart und formbeständig nach dem Biegen um so eine kontinuierliche und gleichbleibende Spannung des Bogenhaars zu ermöglichen. Aber was ist, wenn es irgendwann kein Fernambuk mehr gibt? Es gibt schon heute Alternativen wie Geigenbögen aus Carbon. Allerdings können diese Bögen dem Vorbild aus Echtholz keine Konkurrenz machen. Möglich wäre, dass die Preise für gebrauchte Bögen deutlich ansteigen. Wie beim Elfenbein wird die Ausfuhr auch bei Fernambuk-Holz mit einem Exportverbot verhindert, damit sich die Bestände im Idealfall erholen können. Geigenbauer greifen weltweit deshalb auf Bestände zurück, die oft schon seit Jahrzehnten eingelagert sind. Mehrere brasilianische und internationale Organisationen und Initiativen betreiben ein vielversprechendes Aufforstungsprogramm das den Neuanbau von Fernambukbäumen vorantreibt. Natürlich kann man erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten den andauernden Rückgang aufhalten.
Bei Perlmutt handelt es sich um die innerste Schicht der Schale von See- und Perlmuscheln, aber auch anderer Weichtiere. Perlmutt besteht aus Calciumcarbonat und verschiedenen organischen Substanzen die zusammen den mineralischen Teil der Schale bilden. Charakteristisch ist der irisierende, regenbogenartige Glanz der je nach Lichteinfall oder Perspektive auf die Oberfläche für ein spannendes Farbspiel sorgt. für Perlmutt ist Nicht nur Geigenbögen werden mit Perlmutt veredelt. Das natürliche Verbundmaterial wird auch im Instrumentenbau eingesetzt und findet sich unter anderem als Inlay im Griffbrett von hochwertigen Gitarren. Perlmutt wird aus verschiedenen Perlmuschel-Arten gewonnen, die zu diesem Zweck in Zuchtanlagen gehalten werden. Von der Aufzucht bis zur Zuchtperle können mehrere Jahre vergehen. Muscheln durchlaufen diesen Prozess in der Regel mehrfach. In China wird Perlmutt gerne eingesetzt, um Kunstgegenstände und Schmuck zu verzieren. Perlmutt ist nicht vegan.
Fast alle Geigenbögen die ein gewisses Alter haben, sind an der Spitze mit Elfenbein verstärkt. Für eine sehr lange Zeit war Elfenbein ein üblicher Werkstoff im Bogenbau. Heute hat man eine andere Sicht auf den Einsatz von Elfenbein und auch im Bogenbau wurde es weitgehend durch moderne Alternativen ersetzt. Neben alten Bögen kommt das Material unter bestimmten Bedingungen aber auch bei neuen Geigenbögen zum Einsatz. Die Bilder von Elefanten die wegen ihrer Stoßzähne erschossen werden und regungslos auf dem Grund liegen, gehen regelmäßig um die Welt und sorgen für Emotionen. Wilderer sind dafür verantwortlich. Sie verkaufen das kostbare Elfenbein für viel Geld weiter. Das Geschäft mit dem weißen Gold ist so lukrativ, weil eine weltweite Nachfrage besteht. Die Bestände afrikanischer Elefanten gingen nicht zuletzt wegen ihrer wertvollen Stoßzähne immer weiter zurück und gelten heute als gefährdet. Problematisch war die Ausgangslage gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Kolonialmächte Portugal, England und die Niederlande übernahmen den Elfenbeinhandel in Afrika und jährlich wurden mehr als 800 Tonnen Elfenbein nach Europa verbracht. Diese Entwicklung sorgte dafür, dass die Preise für den Werkstoff drastisch gefallen sind. Eine direkte Folge waren neue Dimensionen in der industriellen Verarbeitung. Elfenbein wurde für Klaviertasten, Spielwürfel, Billardkugeln aber auch Schmuck, Knöpfe und Kunstgegenständer verschiedenster Art verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollen es nach Hochrechnungen des Bibliographischen Instituts Leipzig aus dem Jahr 1894 bis zu 80.000 getötete Tiere jährlich gewesen sein. Ebenso verheerend ist aber die Entwicklung gerade in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Laut National Geographic ist der Bestand allein von 1979 bis 2007, in einem Zeitraum von knapp 30 Jahren, von 1,3 Millionen Tieren auf 500.000 bis 700.000 gesunken. Neben dem Souvenirhandel wird hierfür vor allem die stark steigende Nachfrage aus Asien verantwortlich gemacht. Der Wohlstand wächst dort in vielen Ländern und der Aufstieg in die Mittelschicht gelingt immer mehr Menschen. Dort gilt Elfenbein nicht selten als Statussymbol und ein Statement dafür, es geschafft zu haben.Beim Geigenbogen kommen Kopfplatten aus Elfenbein zum Einsatz. Diese sorgen nicht nur für eine ansprechende Optik, sondern schützen die Bogenstange vor Beschädigungen und können vom Bogenmacher jederzeit ausgetauscht werden. Bei neuen Bögen kommt Elfenbein nur noch im oberen Preissegment zum Einsatz. Verwendet werden darf aber nur Elfenbein, welches aus Lagerbeständen vor 1975 stammt. Einige afrikanische Staaten durften 1999 und 2008 noch ihre Lagerbestände an verschiedene Abnehmerländer verkaufen. Völlig legal, weil es sich dabei ausschließlich um registrierte Bestände aus Staatsbesitz handelte. Von Wilderern beschlagnahmtes Elfenbein durfte nicht verkauft werden, sondern nur Elfenbein von Elefanten die alters- oder krankheitsbedingt natürlich verstorben sind und Tiere aus Überpopulation.