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Die besten Cellobögen im Vergleich

Ein Cello kann sein Potential nur in Kombination mit dem richtigen Bogen voll entfalten. Erst der Cellobogen bringt das beliebte Streichinstrument zum Klingen und verleiht ihm den unverwechselbaren Klangcharakter, der unter die Haut geht. Welche Bögen es gibt, wo die Unterschiede liegen und welchen man als Anfänger oder Fortgeschrittener kaufen sollte, verraten wir im Folgenden.

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Unsere Empfehlung: Alfred Stingl by Höfner AS36 C4/4

Alfred Stingl Höfner AS36 Cellobogen
Bild: Thomann.de
Mit dem AS36 erhält man einen Kohlefaserbogen mit guten Spieleigenschaften und viel klanglichem Potential. Der Hersteller hat diesem Modell mit runder Stange einen hochwertigen Ebenholzfrosch mit Pariser Auge, sowie eine Neusilberbewicklung spendiert. Die Verarbeitung bei den Cellobögen aus dieser Serie ist sehr hoch, das gilt auch für den Alfred Stingl by Höfner AS36 C4/4. Echtes mongolisches Pferdehaar rundet das Angebot ab.
Anfänger finden im Alfred Stingl AS36 einen soliden Cellobogen mit Luft nach oben. Aber auch fortgeschrittene Cellisten werden nicht enttäuscht sein. Auch als Zweitbogen eignet sich der Höfner sehr gut. Natürlich muss man das Gesamtpaket in Relation zum Preis bewerten. Es gibt bessere Bögen, für die man teilweise deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. Die Preis-Leistung ist bei diesem Cellobogen allerdings sehr gut.

Wie ein Cellobogen funktioniert

Wenn man von speziellen Spieltechniken wie dem Pizzicato bei dem man die Saite ähnlich wie bei der Gitarre einfach zupft absieht, kommt man ohne Bogen natürlich nicht weit. Mit diesem versetzt man die Saiten in Schwingung, indem man mit dem Cellobogen oder besser gesagt dem daran befestigten Bogenhaar darüber streicht. Was den Celloklang am Ende erst möglich macht ist ein Harz, welches auf die Haare des Bogens bei denen es sich fast ausschließlich um Rosshaare handelt, aufgetragen wird. Man nennt es Kolophonium oder auch Bogenharz. Es hat eine klebrige bis eher feste Konsistenz und muss regelmäßig aufgebracht werden, sobald die Klangeigenschaften sich verschlechtern weil sich zu wenig davon auf dem Bogenhaar befindet. Das Kolophonium sorgt dafür, dass die Saite beim Darüberstreichen mit dem Bogen daran haften bleibt um sich fast im selben Moment durch die Saitenspannung wieder loszumachen um sich dann wieder in die Ausgangsposition zurückzubewegen. Die Cellosaite schwingt und das Instrument gibt wundervolle Töne von sich. Für das menschliche Auge ist dieser Vorgang nicht nachvollziehbar, zu schnell geht die Klangerzeugung über den Bogen vonstatten.

Aufbau eines Bogens

Vom Aufbau her gibt es an sich keine Unterschiede was die Familie der Streichinstrumente anbelangt zu der neben dem Cello unter anderem auch Geige und Bratsche gehören. Betrachtet man die Anatomie des Bogens wäre da zunächst der Bogenstab zu benennen der hauptsächlich in zwei Formen daherkommt. Entweder er ist oktogonal oder rund – fast immer Ersteres. Dabei handelt es sich um ein achteckiges Profil. Violinisten verwenden aber auch runde Geigenbögen. Dies ist eine Frage von Erfahrung und persönlicher Präferenz. Neben dem Bogenstab und dem Bogenhaar gehören dann noch der sogenannte Frosch und die Beinchen zum Cellobogen.
Der Frosch ist am unteren Ende der Stange befestigt und wird in der Regel aus Ebenholz gefertigt. Wieso er Frosch heißt ist übrigens recht umstritten. Mit viel Fantasie sieht er einem Frosch vielleicht ähnlich. Vorausgesetzt man weiß, dass er so heißt, sonst würde man vermutlich kein bekanntes Tier darin erkennen. Eine weitere Theorie hinter der Namensgebung besagt, dass die ganz frühen Bogenkonstruktionen noch nicht so ausgereift gewesen sein sollen und das besagte Bauteil deshalb gelegentlich davon gehüpft oder vielmehr geflogen wäre. Wie ein Frosch eben. Bogenmacher signieren an dieser Stelle gern ihr Meisterwerk und bringen ihr Kürzel oder den Firmennamen an.
Das Beinchen befindet sich ganz am Ende der Bogenstange (nicht etwa der Fahnenstange) und schließt diesen sozusagen ab. Meist ist es silberfarben und besteht entsprechend aus Metall. Im Beinchen findet sich dann die sogenannte Bogenschraube welche dort befestigt ist. Sie sorgt für die nötige Spannung des Bogenhaars welches selbst zwischen Frosch und dem Bogenkopf der sich am anderen Ende also ganz oben befindet, gespannt ist.
Der Bogenkopf selbst wird durch eine Kopfplatte verstärkt die ihm Stabilität verleiht und damit verhindert, dass er wegen der Spannung die auf dem Bogen herrscht einfach bricht und davongeschleudert wird. Bei besonders kostspieligen Bögen werden hierfür die edelsten Materialien verwendet. Neben Elfenbein und Silber kommt zuweilen sogar Gold zum Einsatz.

Verwendete Materialien

Das bevorzugte Material für den Bogenstab ist Fernambuk. Der Name des Holzes klingt exotisch und lässt bereits richtig vermuten, dass es sich dabei nicht um ein Holz aus europäischen Wäldern handelt. Beim Fernambukbaum handelt es sich um eine mittelgroße Baumart die der Familie der Leguminosea angehört. Man findet ihn hauptsächlich in Brasilien. Sein langsames Wachstum und die späte Bildung des für den Bogenbau benötigten Kernholzes nach etwa 20 Jahren welches eine gelbliche bis rötlich-braune Färbung aufweist, machen ihn kostbar. Seine Verbreitung in der Mata Atlânticaer was zu deutsch Atlantischer Regenwald heißt an der Ostküste des mit Abstand größten und bevölkerungsreichsten Land Südamerikas reicht vom Rio Grande do Norte bis zum Rio Grande do Sul und ins Landesinnere des Kontinents bis nach Paraguay, Argentinien, Goiás und Mato Grosso do Sul. Das kostbare Holz verliert an Boden, die Rodung der Wälder hat dafür gesorgt dass heute weniger als 10 Prozent der ursprünglichen Waldfläche vorhanden sind. Die restliche Fläche wird heute landwirtschaftlich genutzt oder bewohnt.
Die Eigenschaften des Fernambukholzes sind nicht von der Hand zu weisen. Es ist robust, widerstandsfähig und dabei flexibel und weder zu leicht noch zu schwer. Auch die Erscheinung des seltenen Holzes weiß zu überzeugen.
Da die Bestände weiter drastisch sinken wurde im Jahre 2000 eine Initiative ins Leben gerufen die den Fortbestand der betroffenen Waldgebiete zum Ziel hat um auch zukünftigen Generationen das Geigenspiel mit einem neuen Bogen ermöglichen zu können. Die Initiative trägt den Namen International Pernambuco Conservation Initiative (IPCI) und zählt zahlreiche internationale Bogenmacher und Geigenbauer zu ihren Mitgliedern.
Ein Cellobogen der aus Fernambuk gefertigt ist sollte auf jeden Fall möglichst lange verwendet werden. Aus Gründen der Nachhaltigkeit ist es außerdem eine Überlegung wert, einen gebrauchten Bogen zu kaufen statt einen neuen.
Neben unterschiedlichen Hölzern kommen auch Carbonfasern zum Einsatz im Bogenbau. Was das Bogenhaar anbelangt ist nach wie vor Rosshaar Goldstandard, auch wenn es inzwischen synthetische Haare gibt die für den ein oder anderen ein adäquater Ersatz sind oder sein können während die Mehrheit der Streicher dann doch eher auf die natürliche Variante setzt – auch wenn diese nicht vegan ist.

Herstellung & Kosten

Aufgrund der technischen Möglichkeiten gelingt die Herstellung von hochwertigen Bögen für Streichinstrumente heute bei sehr niedrigen Kosten, so kann man bereits im unteren Preissegment eine annehmbare Qualität erwarten. Gerade für Einsteiger ist das eine gute Sache. Handgefertigte Bögen von Meisterhand sind entsprechend teurer und für Anfänger in der Regel nicht rentabel. Für Fortgeschrittene werden sie aber sicher interessant und für Profis sind sie eine Selbstverständlichkeit.
Eine Reparatur lohnt sich bei den hohen Kosten die ein Cellobogen haben kann fast immer wenn es kein Totalschaden ist. Eine Beratung beim Bogenbauer lohnt sich deshalb immer.
Auch der Kauf eines gebrauchten Bogens ist eine gute Sache – allerdings braucht man etwas Expertise oder aber einen vertraulichen Verkäufer der einem den Wunschbogen zu einem fairen Preis veräußert.

Der beste Cellobogen

Nicht jeder Bogen passt zu jedem Cellospieler und auch nicht zu jedem Cello. Er hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Klang des Streichinstruments und kann darüber entscheiden ob es großartig klingt oder nur mittelmäßig. Natürlich spielt auch das Budget eine große Rolle und die verwendeten Materialien und der Herstellungsprozess – beides kann sehr kostenintensiv sein. Am besten ist man deshalb beraten, verschiedene Bögen auszuprobieren die im anvisierten Preissegment liegen um sich so ein Bild davon machen zu können was man will und was nicht. Den besten Cellobogen gibt es also nicht, aber für jeden Musiker einen, mit dem er glücklich sein wird.