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Aufbau des Cellos einfach erklärt

Hinter dem Cello verbirgt sich ein Streichinstrument mit langer Tradition. Seine Geschichte reicht bis zum 16. Jahrhundert zurück, wo es entstand. Es hat sich die letzten im Verlaufe der Jahrhunderte kaum verändert und ist damit ein echter Zeitzeuge mit dem Flair vergangener Epochen. Wie ein Cello aufgebaut ist, verraten wir in diesem Beitrag.

Aufbau eines Cellos

Auch wenn das Violoncello ein sehr komplexes und facettenreiches Instrument ist – sein Aufbau, also seine Anatomie, ist relativ übersichtlich. Welche Komponenten ein Geigenbauer mit viel Akribie, handwerklichem Geschick und einem hohen Maß an Präzision herstellen muss, zeigt folgende Übersicht.

Schnecke

Charakteristisch für Streichinstrumente ist die Schnecke. Sie ist auch das Markenzeichen von Cellos, welches ganz oben am Instrumenten-Hals, über dem Wirbelkasten, angebracht ist. Eine Funktion hat die Schnecke nicht. Sie unterstreicht vielmehr die Ästhetik des Instrumentes und hat kaum einen Einfluss auf den Klang. Mitunter fertigen Geigenbauer sehr aufwändige Schnecken in Gestalt von Tier- oder Menschenköpfen. Handwerkliches Können kommt so in Form von aufwändigen Schnitzereien zum Einsatz die sich dann auch im Preis niederschlagen. Ein beliebtes Schneckenmotiv ist zum Beispiel der Löwenkopf. Ein Blick auf die Schnecke lässt bereits Rückschlüsse auf die Qualität des Cellos zu. Ein Stichwort ist hier die Achsensymmetrie zum Hals. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die damalige Halsvariante neu konzipiert und war am Ende etwa einen Zentimeter länger als die alte. Die klassische Schnecke setzte sich durch, weil man den ursprünglichen Charakter des Cellos aufrecht erhalten wollte.

Wirbelkasten & Wirbel

Die Wirbel sind dafür da, das Cello zu stimmen indem man entsprechend an ihnen dreht. In der Regel werden Wirbel aus Holz hergestellt, es kann sich aber auch um Metallstifte handeln, auf welche die Saitenenden aufgewickelt werden. Das Prinzip hinter den Wirbeln ist bei allen Streichinstrumenten dasselbe und man kennt es auch von Instrumenten wie der Gitarre. Mithilfe der Wirbel lässt sich die Spannung der Saiten regulieren und so die Tonhöhe einstellen. Wichtig ist auch, dass sie im Anschluss die Stimmung auch möglichst zuverlässig halten können. Der Wirbelkasten beherbergt die einzelnen Wirbel, welche in diesem Bereich der Kopfplatte befestigt sind. Moderne Cellos werden übrigens nicht mehr ausschließlich über die betagten Wirbel gestimmt sondern mit sogenannten Feinstimmern. Mit den Wirbeln wird das Instrument zunächst grob gestimmt, den Feinschliff verpasst man den Saiten dann aber mit Feinstimmern die ein ganz präzises und exaktes Stimmen ermöglichen. Wirbel mit integriertem Getriebe machen Feinstimmer allerdings überflüssig. Für die Herstellung der Wirbel sind in der Regel Wirbeldrechsler verantwortlich. Dabei handelt es sich um ein eigenes Berufsbild – von dem nur die wenigsten jemals gehört haben dürften. Besonders edle und qualitativ hochwertige Wirbel werden entsprechend mit Einlagen verziert. Elfenbein, Gold und Silber waren einst sehr gefragte Materialien, wobei zumindest das Elfenbein heute aus offensichtlichen Gründen keine Option mehr für neue Streichinstrumente ist.

Griffbrett

Das Griffbrett erstreckt sich von dem Bereich oberhalb der F-Löcher bis zum Wirbelkasten. Es wird aus massiven Harthölzern gefertigt. Meist handelt es sich dabei um Ebenholz, eher selten um Hölzer wie Palisander. Das Griffbrett ist nicht eben sondern in Querrichtung abgerundet und in Längsrichtung etwas konkav, also hohl. Man spricht hier auch von der Hohlkehle. Wenn man die Saiten an beiden Enden des Griffbretts nach unten drückt liegt die Saite nun zwar oben und unten auf dem Griffbrett auf, in der Mitte hat man jedoch einen oder sogar ein paar Millimeter Luft. Streicht man eine Saite, beginnt diese bekanntlich zu schwingen. Auf halber Länge wo die Saitenschwingungen am größten ausfallen wird so sichergestellt, dass sie frei schwingen können. Gerade bei den tiefen Saiten hat man es mit einer besonders großen Schwingungsamplitude zu tun, sodass ein Geigenbauer diese Besonderheit stets berücksichtigt. Die Länge eines Cello-Griffbretts liegt bei etwa 5/6 der schwingenden Saitenlänge.

Decke, Zarge & Boden

Diese drei Elemente ergeben zusammen den Korpus des Violoncellos, welcher dem Instrument als Resonanzkörper dient. Die Zargen des Cellos werden aus Fichtenholz hergestellt, beim Boden handelt es sich in der Regel um geflammten Ahorn. Um dem Streichinstrument eine schöne Optik zu verleihen.

F-Löcher

Alle Streichinstrumente haben Schalllöcher die den Buchstaben f oder c ähneln. Bei Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass ist es das F, bei Instrumenten aus der Gambenfamilie hat man C-Löcher. Genau in der Mitte der F-Löcher findet sich der Steg welcher auch den Mittelpunkt des Cellos darstellt. Die beiden f’s sind sich zugewandt, was für eine schöne Optik sorgt. Am Anfang und Ende der Schalllöcher hat man eine Art Loch, diese Abschnitte sind etwas größer. Der Bereich, welcher zu diesen Löchern führt ist auch als obere und untere F-Klappe bekannt. Auch wenn durch die ansprechenden F-Löcher Schall nach außen abgegeben wird haben sie auch einen großen Einfluss auf die Decke des Cellos. Sie erhöhen sowohl die Beweglichkeit als auch die Resonanzfähigkeit.

Steg

Eine sehr wichtige Rolle bei allen Saiteninstrumenten spielt der Steg. Seine Aufgabe besteht darin, die Schwingungen der Saiten auf den Korpus zu übertragen. Der Steg begrenzt damit auch die Länge des frei schwingenden Anteils der Saiten. Während er bei Gitarren fest verleimt ist, wird er bei Streichinstrumenten einfach an der richtigen Stelle in der Mitte der F-Löcher positioniert und dort von der Saitenspannung gehalten. Meist besteht der Steg aus Ahornholz, welches gute Eigenschaften für die Kernaufgabe des Stegs mitbringt, nämlich das Übertragen von der Energie von den schwingenden Saiten auf den Korpus und damit in den Resonanzkörper. Eine Besonderheit bei Stegen von Streichinstrumenten ist, dass diese auch Längen- und Lageveränderungen der Saiten übertragen können. Beim Cello spielen wirken die Kräfte nicht gleichmäßig auf alle vier Saiten und damit den Steg. Spielt man die tiefste Saite im Bass oder die höchste im Diskant und sonst keine, wirkt sich dies natürlich direkt auf den Steg aus, wo nun entweder der Bassfuß oder der Diskantfuß in Abhängigkeit davon wohin man die Saite auslenkt, einer höheren Belastung ausgesetzt ist. Der Steg kippt etwas und trägt mit dieser Eigenschaft auch zu einem ausgewogenen Klang bei.

Saitenhalter

Dieser Part erinnert auf den ersten Blick ein bisschen an einen Schuhlöffel. Allerdings ist er wie der Name bereits vermuten lässt beim Cello dafür verantwortlich, die Saiten zu halten. Sie werden am Saitenhalter fixiert, der sich ganz unten am Instrument befindet. Seine schmale Seite zeigt nach unten in Richtung Stachel und wird dort einfach eingehängt und die Saiten an den vier dafür vorgesehenen Haltevorrichtungen befestigt. Es gibt neben klassischen Varianten aus Holz auch Saitenhalter aus Kunststoff oder Carbon.

Saiten

Natürlich gehören auch die Saiten zum Cello. Mehr darüber haben wir in unserem Ratgeber zu Cellosaiten geschrieben.

Feinstimmer

Die Feinstimmer dienen wie schon beschrieben zum präzisen Stimmen der Saiten. Sie werden am Saitenhalter angebracht. Jede Saite hat ihren eigenen Feinstimmer. Dreht man nun an dem Rädchen des Feinstimmers, kann man die Spannung der Saiten in winzig kleinen Schritten ändern bis die gewünschte Stimmung erreicht ist.

Stachel

Ganz unten kommt dann noch der Stachel. Er verbindet das Instrument mit dem Fußboden und sorgt dafür, dass es in einer angenehmen Höhe zum Spielen verweilt.

Wieso das Cello keine größere Geige ist

Die Proportionen eines Cellos stimmen nicht mit der einer Geige überein. Ein Violoncello ist deshalb nicht einfach eine größere Version einer Geige. Hätte man die Abmessungen einer Geige 1:1 auf die Bauform des Cellos übertragen, müsste dieses um einiges größer sein um den typischen Celloklang zu erzeugen. Die Lösung dieses Problems liegt in den Zargen die etwa viermal so hoch sind wie bei einer Geige während es nur etwa zweimal so lang ist. Die höheren Zargen vergrößern damit den Resonanzraum und schaffen die Voraussetzungen für tiefe, melancholische und eindringliche Töne.