viktor – stock.adobe.com

Was der Wolf im Streichinstrument zu suchen hat

Beim sogenannten Wolf handelt es sich um ein Klangphänomen, das von Musikern als besonders lästig und störend wahrgenommen wird. Meist sind Cellisten und Bassisten betroffen – ihre großen Streichinstrumente sind besonders anfällig für Wolftöne, die auf dem Instrument kaum spielbar sind. Aber auch bei Geige und Bratsche können sie auftreten. Wie man feststellt, ob man es mit einem Wolf zu tun hat, was sich überhaupt dahinter verbirgt und wie man ihn wieder los wird, verraten wir in diesem Ratgeber.

Was ist der Wolf?

Statt dem erwarteten Ton kriegt man beim Spielen nur ein unregelmäßiges Schwingen oder Summen zu hören. Es können aber auch Obertöne sein. Manchmal ist beim Streichen auch fast gar nichts zu hören. Besonders bei leisen Passagen, wenn man nur sanft mit dem Bogen über die Saiten streicht, ist der Wolfton deutlich hörbar. Spielt man mit mehr Druck, kann man dem Instrument oft einen Ton in Grundschwingung entlocken, der noch immer schrecklich klingt. Im schlimmsten Fall sind Spielbarkeit und Klangqualität deutlich reduziert, was das Streichinstrument für Konzerte unbrauchbar macht. Auch mit anderen Saiten lässt sich das Problem nicht beheben. Anfänger, aber auch Fortgeschrittene die erstmals mit dem Wolf in Berührung kommen, zweifeln oft an ihren Fähigkeiten oder geben dem Instrument die Schuld, was auch zutreffend ist. In Folge dessen vermeiden sie den Ton und entwickeln eine Vermeidungsstrategie die sich negativ auf den Fortschritt auswirkt. Die Bezeichnung Wolf oder Wolfton ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die entstehenden Töne mit etwas Fantasie an Wolfsgeheul erinnern.

Wie entstehen Wolftöne?

Neben der Bauweise und den Größenverhältnissen von Streichinstrumenten spielt vor allem der Steg eine große Rolle. Er kann Schwingungen schlicht gut auf den Korpus übertragen was dazu führt, dass dieser anfängt stark zu schwingen. Es kommt zu einer schwach gedämpften Eigenresonanz des Korpus die auf einer bestimmten Frequenz liegt und der gestrichenen Saite die temporär aussetzt Energie entzieht. Diese Schwingung ist so stark, dass die Schwingung der Saite einfach überlagert wird oder diese sogar komplett aufhört zu schwingen. So kommt es zum schnarrenden Klangcharakter. Von der starken Dämpfung ist die Grundschwingung betroffen. Die Obertöne hingegen nicht, weshalb diese meist spielbar bleiben.

In welchen Tonlagen das Klangphänomen auftritt

Wo der Wolf lauert hängt vom Streichinstrument ab. Beim Kontrabass ist das G häufig die betroffene Frequenz. Cellisten stoßen meist bei F oder F# auf das lästige Klangphänomen, in manchen Fällen aber auch bei tieferen Tönen die bis zum D reichen können.

Der Wolftöter schafft Abhilfe

Das Gute ist, dass der Wolf ein berechenbarer Geselle ist. Man weiß recht genau, wo er auf einen lauern könnte. Stößt man auf ihn, sollte man ihn mit einem Wolfstöter vertreiben. Dabei handelt es sich um Metallgewichte, die meist wie kleine Hülsen aussehen, über die Saiten gestülpt und zusammengedrückt werden, damit sie ihre Position halten. Am schwingenden Ende einer Saite angebracht werden die problematischen Schwingungen der jeweiligen Frequenz gedämpft. Mit dem Wolftöter wird versucht, die Eigenschwingung des Instrumentenkorpus mit der Eigenfrequenz des Saitenhalters so auszutarieren, dass der Wolf verschwindet. Bei Violinen gestaltet sich die Beseitigung meist schwieriger als bei Cello oder Bass. Hier kann ein Wolftöter sich aber auf den kompletten Klang auswirken und muss gegebenenfalls neu eingestellt werden. In manchen Fällen verlagern Geigenbauer die Wolfsfrequenz auch zwischen zwei Töne. Zwar ist der Wolfton so nicht verschwunden, stört beim Spielen aber nicht mehr. Neben dem Wolftöter werden auch Schwingungstilger eingesetzt. Dabei handelt es sich um kleine Masse-Feder-Systeme die am Instrument befestigt werden. Sie lassen im Korpus an die Decke kleben um dort gerade so viel zu dämpfen wie nötig. Auch Zusatzmassen lassen sich befestigen, um die Korpusresonanz über eine dämpfende Wirkung in der Frequenz zu verschieben. Diese Methoden können aber nur von Geigenbauern angewendet werden. Nicht immer handelt es sich um einen echten Wolfton. Es kommen auch andere Ursachen in Frage. Es ist wichtig, auch bei neuen Instrumenten, die Klangeinstellungen zu optimieren. Stellt der Geigenbauer das Streichinstrument richtig ein, optimiert Steg und Saitenlage und entfernt gegebenenfalls den Wolf, kann man durchstarten ohne unerwünschte Töne. Manchmal lässt sich das Klangproblem mit Übung ein Stück weit ausgleichen. Einen Wolftöter anzuwenden ist aber eine bessere Option. Erhältlich sind diese Zubehörteile schon für ein paar Euro und auch ohne Erfahrung lassen sie sich meist erfolgreich anbringen.

Nur ein Problem von Streichinstrumenten minderer Qualität?

Der Wolfston sagt nichts über die Qualität eines Streichinstruments aus. Bei Bässen und Celli findet man ihn auch bei hochpreisigen Instrumenten. Bei Geigen tritt er viel seltener auf, was auf die Bauweise zurückzuführen ist. Genauer gesagt geht es um die Größenverhältnisse. Eigentlich müsste das Verhältnis des Resonanzkörpers von Geige zu Cello bei 1:3 liegen. Weil der Korpus aber nicht dreimal so groß ist, muss die so entstehende Diskrepanz des Frequenzverhältnisses der Stimmung beider Instrumente ausgeglichen werden. Die Bauform vom Cello entspricht weitestgehend Geige und Bratsche. Allerdings weichen die Proportionen der Streichinstrumente voneinander ab. Während das Violoncello die doppelte Länge einer Geige aufweist, sind die Zargen viermal so hoch. Auf diese Weise wird die mangelnde Größe ausgeglichen und der Resonanzraum erweitert. Das Cello ist relativ kleiner, weshalb Geigenbauer beim Violoncello eine dünnere Decke verbauen als bei der Violine. Dieser konstruktionsbedingte Unterschied kann dazu führen, dass sich Saitenschwingung und Eigenschwingung des Korpus in die Quere kommen und so der Wolfton entsteht. Bei teuren Geigen sollte man vor dem Kauf testen, ob das Instrument einen Wolf hat und diesen möglichst beheben lassen, wenn es von einem Geigenbauer angeboten wird.

Solider Wolftöter für wenig Geld

Bei diesem günstigen Preis läuft garantiert jeder Wolf davon. Der Wolftöter aus Chrom ist schnell installiert und macht auf dem Cello einen guten Job. Einfache Lösungen wie diese sind in den meisten Fällen ausreichend um das Tonproblem zu beseitigen. Zwischen Saitenhalter und Steg befestigt macht das Röhrchen dem lästigen Wolf den Garaus. Bei der sehr guten Preis-Leistung ist die Verarbeitung zwar nicht perfekt, aber allemal ausreichend. Ein vergleichbares Modell ist auch für den Kontrabass erhältlich.