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Die teuersten Geigen der Welt [TOP #3]

Geigen sind faszinierende Musikinstrumente. Ihr Klang geht unter die Haut und begeistert nicht nur Freunde der klassischen Musik. Auch in der Gegenwart sind sie längst angekommen und in vielen Musikgenres kaum mehr wegzudenken. Ob Jazz, Rock oder Pop – das vielseitige Streichinstrument harmoniert perfekt mit jedem Stil. Für Liebhaber und Sammler ist die Violine aber auch ein begehrtes Kunstobjekt und eine Wertanlage mit guten Aussichten auf eine satte Wertsteigerung. Die Streichinstrumente aus der Goldenen Episode des Geigenbaus, etwa ab dem 18. Jahrhundert, sind besonders wertvoll. Vor allem, wenn sie von bestimmten Geigenbauern gefertigt wurden. Diese Instrumente hatten im Laufe der Jahrhunderte meist viele Besitzer, darunter fast immer berühmte Persönlichkeiten, die wir heute aus Geschichtsbüchern kennen oder Virtuosen aus der Geigenwelt, welche diese Instrumente in der jüngsten Vergangenheit gespielt haben oder heute noch spielen. Die teuersten Geigen, wer sie gebaut hat und was für eine Geschichte die wertvollen Streichinstrumente haben, verraten wir in diesem Beitrag.

#3 - "Molitor Stradivarius" (3.6 Millionen Dollar)

Die Molitor Stradivarius wurde 1697 vom italienischen Geigenbauer Antonio Stradivari gefertigt. Ihren Namen gab man ihr wegen einem ihrer Besitzer, die sie im Laufe der Jahrhunderte hatte. Gabriel Jean Joseph Molitor war ein General in Napoleons Armee, der die Violine 1804 in seinen Besitz nahm. Zuvor soll sie Napoleon Bonaparte selbst und Juliette Récamier, einer prominenten Salonnière aus Paris, gehört haben. Diese Dame betrieb einen Salon, der regelmäßig von Musikern, Künstlern und führenden Politikern aufgesucht wurde. Neben der Molitor besaß sie noch eine zweite Stradivari aus dem Jahr 1727. Wie genau sie in Besitz dieser Violinen gekommen ist ist zwar unklar. Verschiedene Quellen nennen aber Napoleon Bonaparte als ersten Besitzer. Die Molitor Violine ist eines der Instrumente, das zu Beginn der Goldenen Episode des Geigenbaus gebaut wurde. Auf dem Geigenzettel der in das Innere von Streichinstrumenten geklebt wird und einer Art Signatur entspricht, steht bei der Molitor „Antonius Stradivarius Cremonensis, Faciebat Anno 1697“ geschrieben. Die Violine verblieb bis 1917, dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges, im Familienbesitz. Danach hatte sie weitere Besitzer in Paris und England, bis sie letztendlich von William Anderson gekauft wurde. Der Nordire erwarb das Instrument 1957 und verstaute sie unter seinem Bett, wo es bis 1988 verbleiben sollte. Nach seinem Tod stiftete seine Schwester Muriel die Geige dem Roten Kreuz. Verkauft wurde es für immerhin £209.000. Der größte Teil des Erlöses ging direkt an das Rote Kreuz. Elmar Oliveira, ein amerikanischer Violinist der zweimal Gold beim Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb gewann, erwarb die Geige 1989 bei Christie’s. Er spielte sie, bis er später die 1729 gebaute ‘Stretton’ Guarneri ‘del Gesù’ erwarb, im Jahre 1994. Albert Stern, ebenfalls ein Geiger aus Amerika, besaß das wertvolle Instrument für 16 Jahre, bis 2010. Dann wurde die Geige über das Auktionshaus Tarisio im Oktober 2010 für eine Rekordsumme von 3.6 Millionen Dollar verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt war dies die höchste jemals erzielte Summe für ein Musikinstrument. Gekauft wurde die Molitor von der US-amerikanischen Geigerin Anne Akiko Meyers. In den Schatten gestellt wurde diese Auktion acht Monate später, im Juni 2011, von der Lady Blunt Stradivari.

#2: Lady Blunt Stradivari (15.9 Millionen Dollar)

Eine ganz besondere Stradivari ist die 1721 gebaute Lady Blunt. Bei einer Auktion von Tarisio brachte die gut erhaltene Geige eine Summe von 15.9 Millionen Dollar ein. Die Violine wurde bei der Auktion als die wohl am besten erhaltene Stradivari bezeichnet, die in den vergangenen 100 Jahren zum Verkauf stand. Der Erlös ging an eine Stiftung (Nippon Foundation) die den Wiederaufbau Japans nach der Erdbebenkatastrophe 2011 unterstützte. Das Höchstgebot kam bei der Tarisio Auktion von einem unbekannten Bieter. Die Stiftung hat die Violine zuvor 2008 für 10 Millionen Dollar erstanden. Zwei Violinen von Stradivari befinden sich auch heute noch in fast perfektem Zustand. Neben der Lady Blunt ist dies die „Messiah Stradivarius„. Dieses Instrument befindet sich im Ashmolean Museum der Universität Oxford und soll einen Wert von 200 Millionen Dollar haben. Damit wäre die Messiah die wertvollste Geige der Welt. Weil die Stradivari jedoch nie versteigert wurde und damit unklar ist, wie viel ein Käufer für das wertvolle Instrument tatsächlich auf den Tisch legen würde, lassen wir es außen vor. Die 1721 Lady Blunt ist eine Augenweide und wenn sie in den richtigen Händen landet, erzählt sie ihre Geschichte eindringlich und authentisch. Die Lady Blunt ist eine Schönheit, die all die Zeit gut überstanden hat, auch weil sie nicht wie andere Stradivari-Geigen, regelmäßig gespielt wird. Die Geige ist fast im Originalzustand. Außerdem hat sie kaum Abnutzungserscheinungen, wie sie beim Spielen im Laufe der Jahre entstehen. Ein Großteil der Geigen aus dem 18. Jahrhundert zeigt deutliche Spuren aus der Vergangenheit. Reparaturen, Beschädigungen und die Spuren vom Handschweiß spielen Geigen mit. Selbst wenn man sorgsam mit seinem Instrument umgeht. Im Falle der Lady Blunt Stradivari kann man aber sagen, dass sie das Potential hat, auch viele zukünftige Generationen noch an ihrem Klang teilhaben zu lassen. Im Wirbelkasten findet sich die Inschrift ‚P G‘ was für die verwendete PG-Form steht. Eine Zeit lang wurde angenommen, es wären die Initialien von Paolo Stradivari. Stradivari hatte mehrere Violinformen anzubieten. Die größten Geigen entsprachen P G oder G. Diese Geigen gelten auch heute als die gefragtesten. Benannt wurde die Lady Blunt nach einer der ersten bekannten Besitzerinnen. Lady Anne Blunt war Britin und Mitbegründerin des Gestüts Crabbet Park Arabian Stud. Vor Lady Blunt gehörte das Instrument Jean Baptiste Vuillaume. Er war Geigenbauer und kam in den 1860er Jahren in Spanien zu der Geige. Vuillaume war ein äußerst erfolgreicher Geigenbauer in Paris. Er verkaufte die Geige 1864 an Lady Blunt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verkaufte sie die Violine an W.W. Hill & Sons, die sie wiederum an einen Sammler verkauften. 1971 wurde das Streichinstrument dann bei Sotheby’s für eine Rekordsumme von 84.500 Pfund (200.000 Dollar) verkauft an Robin Loh, einem Sammler aus Singapur, der die Blunt-Geige dann für drei Jahrzehnte behalten sollte. Er lieh das Instrument 1987 der Stradivari Exhibition in Cremona. Im Jahre 2000 verkaufte er die Lady Blunt an Andrew Hill, einen privaten Sammler.

#1 - Die teuerste Geige der Welt: "Vieuxtemps Guarneri" (16 Millionen Dollar)

Stradivari gilt für viele als Rockstar des Geigenbaus, der insgesamt etwa 1100 Streichinstrumente gebaut haben soll. Neben Geigen waren auch Bratschen, Celli und sogar ein paar Gitarren sowie eine Harfe. Erhalten sind davon laut Schätzungen immerhin noch etwa 650 Instrumente. Beide Geigenbauer, also Antonio Stradivari und Guarneri del Gesù, der eigentlich Bartolomeo Giuseppe Guarneri hieß, kamen nicht nur aus Italien, sondern waren sogar in der selben Stadt ansässig, nämlich Cremona in der Lombardei. Guarneri wurde 1698 geboren und starb 1744, nur 7 Jahre nach Stradivari, der seinerseits 1644 geboren wurde und 1737 verstarb. Weit verbreitet ist die Annahme, dass die Geigen des legendären italienischen Geigenbauers Antonio Giacomo Stradivari, die teuersten der Welt seien. Doch in der Geschichte des Geigenbaus gibt es einen Mann, der für den Bau der teuersten Geige der Welt, noch wertvoller als jede Stradivari, verantwortlich ist. Seine Name war Guarneri del Gesù und er verstand sein Handwerk. Drei Jahre vor seinem Tod sollte der Meister 1741 eine der letzten Geigen in seinem Leben bauen. Es handelt sich dabei um die Vieuxtemps Guarneri. Sie ist wie die Mona Lisa oder der Salvator Mundi der Geigenwelt. Beide Gemälde von Leonardo Da Vinci sind weltberühmt und extrem teuer. Der Wert der Mona Lisa wird auf über 840 Millionen Dollar geschätzt, zumindest entspricht dies dem Versicherungswert des Kunstwerks. Der Salvator Mundi wurde für über 450 Millionen Dollar verkauft. Die Rekordgeige wurde für geschätzte 16 Millionen Dollar bei Bein & Fushi in Chicago versteigert. Dahinter steckt einer der bedeutendsten Händler und Restauratoren von seltenen Geigen und anderen Streichinstrumenten seit 1976. Der Käufer überließ das kostbare Instrument der Violinisten Anne Akiko Meyers die es als Leihgabe für den Rest ihres Lebens spielen darf. Ihren Namen erhielt die teuerste Geige der Welt von Henri Vieuxtemps, der im 19. Jahrhundert vor allem durch seine Solostücke für die Violine bekannt wurde, die er nicht nur komponierte, sondern auch selbst spielte. Aber auch Virtuosen wie Itzhak Perlman, Yehudi Menuhin oder Pinchas Zukerman spielten die Violine bereits.

45 Millionen für eine Stradivari Bratsche?

Besonders spektakulär sollte die Versteigerung einer Stradivari Bratsche aus dem Jahr 1719 werden. Die Macdonald-Bratsche aus der Goldenen Periode des Geigenbaus ist in der Tat etwas Besonderes. Nur zehn spielbare Bratschen des berühmten Geigenbauers aus Cremona soll es weltweit noch geben. Nur eine davon, die Macdonald, aus der eben dieser so prägenden Episode. Die Hochphase des Schaffens des italienischen Geigenbaumeisters Antonio Stradivari. Das 300 Jahre alte Instrument wurde zu einem Mindestgebot von 45 Millionen Dollar, etwa 33 Millionen Euro, zur Versteigerung angeboten. Jedoch war niemand bereit, diese Rekordsumme in die Viola zu investieren. Die Bieterfrist endete ohne Gebot. Das wertvolle Streichinstrument wurde aus Ahorn- und Fichtenholz gefertigt und trägt den Namen von Godfrey Bosville, Baron Macdonald der Dritte. Dieser erwarb die Viola um 1820. Hätte sich ein Käufer gefunden der diese Summe bezahlt hätte, wäre die Bratsche das teuerste Musikinstrument aller Zeiten gewesen. Das Streichinstrument mit der charakteristischen Stradivari-Lackierung sei laut Sotheby’s in makellosem Zustand. Die beste Bratsche der Welt soll die Macdonald sein. Sotheby’s ist ein bekanntes Auktionshaus für Kunst und Antiquitäten. Vertreten ist es in New York, Paris, London, Genf und Hongkong. Für die meisten Menschen dürfte dieser Betrag überhaupt nicht nachvollziehbar sein. Diese Instrumente sind aber echte Kunstwerke, Zeitzeugen und Sammlerstücke. Und ganz gleich wie viel Geld man ausgeben muss um eines dieser gefragten Unikate zu erwerben – eine Wertsteigerung scheint gewiss und nur eine Frage der Zeit. Dies zeigt die Entwicklung der letzten Jahrzehnte sehr deutlich. Oft werden Geigen, aber auch Bratschen und Celli an Musiker verliehen, die mit diesem Instrument verschmelzen und virtuose Klänge erzeugen und ihre Kunst so perfekt zum Ausdruck bringen können. Selbst könnten sich die meisten Geiger ein solches Instrument nicht leisten. Ob die Macdonald-Bratsche irgendwann tatsächlich verkauft wird, wie viel Geld sie einbringt und ob sie danach an einem geheimen Ort verschwindet oder gespielt wird, ist ungewiss. Ursprünglich spielte Peter Schidlof die Bratsche. Er war Mitbegründer des Amadeus-Quartetts, einem bekannten Streichquartett aus London. Gekauft hat das Instrument der niederländische Konzern Philips 1964 für nur 81.000 Dollar. Der Hintergrund war, dass Schidlof mit seinem Amadeus-Quartett unter Vertrag bei Philips war. Das Plattenlabel hieß „Deutsche Grammophon“ und war ein Klassiklabel mit langer Tradition, gegründet bereits 1898. Mit 65 Jahren starb Schidlof 1987 in England. Die Macdonald blieb blieb dann 27 Jahre in Familienbesitz, bis sie 2014 in New York versteigert werden sollte. Es ist bei Auktionen in dieser Größenordnung üblich, nach den Grundsätzen der Erstpreisauktion oder first price sealed bid auction zu verfahren. Hier geben die Bieter nur einmalig und geheim ein Gebot ab. Das höchste Gebot gewinnt am Ende die Auktion und muss die gebotene Summe bezahlen.