Die Stentor Music Co Ltd. wurde zunächst unter einem anderen Firmennamen 1895 in London gegründet. Früh begann man damit Geigen zu importieren und unter dem Markennamen Stentor zu verkaufen. In den 1960er Jahren gelang mit einem eigens entwickelten Stentor Kolophoium der Durchbruch und aus der Marke wurde ein Unternehmen das sich zum führenden Großhändler für Musikinstrumente in Großbritannien entwickelte. Dabei waren Streichinstrumente immer der Schwerpunkt. Stentor Geigen werden in China gefertigt. Das Werk befindet sich nördlich von Shanghai. Dort werden neben Violinen auch Celli hergestellt. Hohe Standards bei der Produktion, bei gleichzeitig deutlich niedrigeren Produktionskosten als in Europa, ermöglichen es dem Unternehmen, seine Streichinstrumente zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Der Export erfolgt heute in über 30 Länder. Stentor gehört zu den großen Playern im Bereich Schülergeigen und Schülercellos.
Bei der Stentor SR1500 Violine handelt es sich um eine Violine die speziell auf die Bedürfnisse von Einsteigern abgestimmt ist. Im Set mit Geigentasche, Streichbogen und Kolophonium erhält man eine solide Geige für Anfänger, die ein handgefertigtes Instrument zum niedrigen Preis kaufen möchten.
Die Violine wird spielfertig geliefert und man kann theoretisch gleich los spielen. Zuvor muss man wie bei allen Geigensets den Bogen mit Kolophonium behandeln und das Instrument stimmen. Eine Übersicht über das im Set enthaltene Geigenzubehör.
Die Tasche bietet Platz für zwei Bögen. Im Inneren befindet sich ein kleines Klappfach für Dinge wie Kolophonium und Stimmgerät. Zusätzlichen Stauraum bietet eine Tasche, die oben auf dem Deckel aufgenäht ist. Direkt darunter liegt die Notentasche, die über einen Reißverschluss zugänglich ist. Sie hat die Fläche der gesamten Geigentasche und ist wie das ganze Case wasserabweisend, damit Noten und Instrument vor Feuchtigkeit geschützt sind. Zwei einfache Rucksackriemen lassen sich von der Rückseite der Tasche mit zwei Ösen an den Seiten verbinden. Man kann die Riemen auch weglassen und in der Tasche aufbewahren. Das Geigenetui ist in Rot gehalten. Weiße Zierlinien und schwarze Akzente sorgen für ein auffälliges Design. Wer Rot mag, erhält mit der Stentor ein cooles und zweckmäßiges Case. Die allgemeine Verarbeitungsqualität bei Taschen in dieser Preisklasse ist ausreichend, kann aber naheliegenderweise nicht mit teureren Ausführungen mithalten. Auch die Schulterstütze bringt man in diesem Etui unter.
Beim mitgelieferten Bogen handelt es sich um eine einfache Ausführung aus Holz. Der Geigenbogen ist mit Rosshaar bespannt und für den Anfang ausreichend. Kommt man mit dem Bogen an seine Grenzen, kann man auf ein hochwertigeres Modell umsteigen. Bei sehr günstigen Geigensets wird oft an der Qualität des Bogens gespart. Deshalb sind diese Violinbögen eher Übergangslösungen die vor allem zum Hineinschnuppern gut geeignet sind.
Auch diesem Set liegt ein Standard-Kolophonium bei, das zunächst völlig ausreichend ist. Später kann man auf ein anderes Produkt umsteigen, um einen Vergleich zu haben. Grundsätzlich eignet sich Kolophonium, bei dem es sich im Grunde nur um ein Harz handelt, das etwas härter ist. Beim Streichen muss das Bogenhaar die Saite in Streichrichtung mitnehmen, um sie zum Schwingen zu bringen. Die Saite schnellt dann ein Stück zurück und wird gleich wieder vom Bogen erfasst und mitgenommen. Dafür braucht ein Violinbogen eine bestimmte Haftkraft. Weil Geigensaiten eher kurz sind, kann es ein härteres Kolophonium mit einer geringeren Haftkraft sein. Ein Kontrabass hat sehr lange Saiten. Hier würde man ein weicheres, klebrigeres Kolofon benötigen.
Einfache Stahlsaiten lassen die Geige zwar klingen und entlocken ihr schöne Töne. Wer den wahren Charakter der Violine kennenlernen will, kommt aber auch bei diesem Instrument nicht darum herum, hochwertigere Saiten aufzuziehen. Ob dies gleich zu Beginn geschieht oder später ist zweitrangig, der Unterschied dürfte aber für Erstaunen sorgen.
Eine massive Decke aus Fichte in Kombination mit Zargen, Boden und Hals aus Ahorn ergibt die typische Materialauswahl für Geigen. Griffbrett und Stimmwirbel sind auch Ebenholz gefertigt, der Kinnhalter aus Hartholz. Der Saitenhalter ist mit vier Feinstimmern ausgestattet und besteht aus einem Verbundmaterial. Auch bei einer Geige in dieser Preisklasse werden die verwendeten Tonhölzer lange gelagert, bei Stentor sind es mindestens drei Jahre.
Klang- und Tonhölzer werden luftgetrocknet, um so Spannungen im Holz abzubauen. Dieser Schritt ist sehr wichtig, weil Holz im Allgemeinen hygroskopisch ist. Holz schrumpft beim Trocknen und dehnt sich, wenn es Feuchtigkeit aufnimmt. Während des Trocknungsprozesses arbeitet das Holz besonders intensiv. Auch danach haben Temperatur und Luftfeuchtigkeit aber bei allen Violinen einen großen Einfluss auf Klang, Bespielbarkeit und Lebensdauer. Auch nach dem Kauf sollte man darauf achten, sein Instrument keinen großen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auszusetzen und ihm Zeit geben, sich langsam zu aklimatisieren. Das gilt auch für günstige Schülergeigen.
Stentor verwendet, wie im Geigenbau üblich, ausschließlich natürliche Klebstoffe für seine Geigen und Celli. Diesen kann man jederzeit lösen um beispielsweise Reparaturen vorzunehmen. Im Geigenbau kommt hauptsächlich ein Leim zum Einsatz. Er heißt Glutinleim oder auch Hautleim und wird durch Auskochen von tierischen Abfallprodukten gewonnen. Er wird zunächst in kaltem Wasser aufgequellt und anschließend erhitzt. Der Vorteil dieses Leims ist, dass er in die Poren der Holzflächen eindringt und kleine Zapfen bildet die sich miteinander verbinden, ohne in den Holzfugen sichtbar zu werden. Weil der Leim sehr schnell geliert und so nicht mehr zu verwenden ist, muss der Geigenbauer schnell arbeiten. Müssen zu einem späteren Zeitpunkt einzelne Komponenten wie Boden oder Griffbrett ersetzt werden, wird der Geigenleim vorsichtig erhitzt.
Sämtliche Arbeitsschritte erfolgen bei Stentor in Handarbeit. Die Hölzer werden ausgewählt, bearbeitet und anschließend verleimt. Natürlich müssen alle Mitarbeiter vorgegebene Standards einhalten, um während des Fertigungsprozesses die gewünschte Qualität erreichen zu können. Bei Fabrikgeigen übernimmt in der Regel nicht ein Mitarbeiter alle Arbeitsschritte wie dies beim deutschen Geigenbauer der Fall ist, sondern viele Angestellte konzentrieren sich auf wenige Arbeitsschritte oder nur ein Bauteil. Diese Spezialisierung beschleunigt die Herstellung und reduziert Fehler. Ähnlich wie bei der Arbeit am Fließband. Die günstigen Preise in Verbindung mit einer ordentlichen Klang- und Verarbeitungsqualität kommen bei Violinen die in Fernost gefertigt werden aber auch durch ein niedrigeres Lohnniveau und Produktionskosten zustande.
Die Verarbeitung von Fabrikgeigen ist besser als die niedrigen Preise vermuten ließen. Der Vergleich mit einer Meistergeige vom Geigenbauer ist natürlich sinnfrei. Bei der Stentor können wie beim Thomann Student Violinset kleinere Schönheitsmängel auftreten. So können kleinere Lackfehler auftreten die beim genauen Hinsehen erkennbar sind. Auch die Schnecke ist in der Regel nicht so sorgfältig ausgearbeitet wie beim Geigenbauer. Auch kleine Unregelmäßigkeiten in der Beschaffenheit des Holzes sind nicht ungewöhnlich. Wer ein Meisterinstrument erwartet, muss auch dafür bezahlen und ist mit diesen günstigen Einsteigerviolinen falsch beraten. Gerade zu Beginn der Geigerkarriere ist ohnehin relativ wahrscheinlich, dass die Violine ein paar Kratzer abbekommt, bis man sicher mit ihr umgehen kann. Die meisten Geigen sollten sich gut stimmen lassen und auch stimmstabil sein. Es ist aber nicht ausgeschlossen, ein Montagsmodell zu erwischen. Hier sollte man nicht zögerlich sein und das Instrument umtauschen.
Auch bei diesem Instrument ist es sinnvoll, gleich eine Schulterstütze parat zu haben, wenn es ankommt. Gute Modelle bekommt man ab 20 Euro. Ansonsten kann auch hier sehr viel mit neuen Saiten, besserem Bogen und Kolophonium eine bessere Gesamterfahrung mit der Violine erreichen.
Der Klang ist warm und vereinnahmend. Gerade Anfänger die keinen Vergleich haben sind meist positiv überrascht, aber auch Geigenlehrer die so viel Violine für so wenig Geld nicht erwartet hätten. Im direkten Vergleich zu den beiden Violinen die wir als nächstes vorstellen fällt die Stentor zwar ab, dafür ist die Geige deutlich günstiger.
Hören Sie echte Aufnahmen von der Stentor SR1500 an und vergleichen diese mit der günstigeren Thomann Student Violine.
Von der Stentor SR1500 kann man einen etwas volleren und wärmeren Klang erwarten. Weil die persönliche Präferenz aber ausschlaggebend ist, sollte man sich unbedingt die Soundbeispiele zu den Instrumenten anhören. Der Bogen ist etwas solider, das Gesamtpaket steht in einem guten Verhältnis zum Preis.
Etwa doppelt so teuer ist die Geige von Yamaha, die gleich ausführlich vorgestellt wird. Die Stentor sollte man mit der günstigeren Thomann Geige und der teureren Yamaha vergleichen. Die teureren Violinen sind mit besseren Bögen und Saiten ausgestattet. Macht man ein Upgrade von der Thomann oder Stentor, werden beide Instrumente teurer. Der Preisunterschied zu den hochwertigeren Geigen ist zwar immer noch spürbar, aber nicht mehr ganz so groß.