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Wer eine gebrauchte Geige kaufen sollte - und wer nicht

Eine Alternative zu neuen Instrumenten sind gebrauchte Geigen. Eine Violine kann Jahrhunderte überdauern wenn sie gut gepflegt und regelmäßig gewartet wird. Deshalb spricht grundsätzlich nichts dagegen, ein gebrauchtes Instrument zu kaufen. Worauf man besonders achten muss und wieso der Kauf von gebrauchten Violinen nur in Ausnahmefällen eine gute Idee ist, verraten wir in diesem Ratgeber.

Wie viel kostet eine gebrauchte Geige?

Gebrauchte Streichinstrumente sind nicht zwangsläufig günstiger als neue. Wer eine günstige Geige kaufen möchte ist deshalb nicht auf ein gebrauchtes Instrument angewiesen. Es ist um ein vielfaches schwieriger eine gute gebrauchte Violine zu finden als eine neue. Das Problem bei Gebrauchtkäufen ist, dass man ohne eine gewisse Expertise nicht beurteilen kann, wie viel eine Violine wert ist. Eine Geige die man geschenkt bekommt kann am Ende teurer werden als ein Instrument das 200 oder 300 Euro kostet. Auch wenn gerade Anfänger oft gezielt nach Anzeigen und Inseraten schauen in denen jemand eine Violine verschenkt, sind es gerade Laien, die einen weiten Bogen um gebrauchte Streichinstrumente machen sollten. Eine Ausnahme gibt es mit dem Geigenbauer aber. Gebrauchte Geigen können auch tausende oder zehntausende Euro kosten. Die Preise liegen also irgendwo zwischen umsonst und extrem teuer. In unserem Ratgeber stellen wir gute Geigen für Anfänger vor. Diese Instrumente sind neu und man weiß, was man bekommt. Der Preis und der tatsächliche Wert einer Geige sind nicht dasselbe. Im Idealfall erwischt man ein Instrument das mindestens das wert ist, was man dafür bezahlt.

Vorsicht vor vermeintlichen Schnäppchen

Häufig werden alte Geigen angeboten, die als Dachbodenfund oder Erbstück und als wertvoll deklariert werden. Weil man mit gebrauchten Geigen durchaus Geld verdienen kann wenn man es mit Amateuren zu tun hat, wird hier und da schon einmal geflunkert oder im Extremfall sogar ein falsches Label angebracht, auf dem ein bestimmter Geigenbauer steht, auch wenn es sich um eine gewöhnliche Geige handelt, die nicht viel Wert ist.
Auch bei allgemeinen Informationen und der Historie zum Instrument kann der private Verkäufer kreativ sein. Generell sollte die Geschichte einer Violine nachvollziehbar und alle Informationen verifizierbar sein. Man muss sich auf sämtliche Angaben verlassen können. Kennt man sich nicht aus und weiß nicht worauf man achten muss, sollte man ein neues oder gebrauchtes Instrument beim Geigenbauer oder im Fachhandel kaufen. Also ohne Expertise Finger weg von gebrauchten Geigen die von Privat verkauft werden.
Investiert man Geld in ein vermeintliches Schnäppchen, kann es später also durchaus zum bösen Erwachen kommen. Die beim Geigenbauer anfallenden Kosten um die Geige spielfertig zu machen, belaufen sich schnell auf ein paar hundert Euro.

Steigt der Wert einer Violine?

Eine schlechte Geige wird über die Jahre nicht zu einer guten Geige. Auch wenn sie unter optimalen Bedingungen gelagert und erst viele Jahre später wieder gespielt wird. Klingt eine Geige hingegen gut, kann sie im Laufe der Zeit durchaus besser werden, weil das Holz reift. Nicht umsonst werden Tonhölzer viele Jahre gelagert. Die Unterschiede bezüglich der Klangqualität ist deshalb auch bei alten Violinen sehr groß und neue Instrumente können folglich viel besser klingen, als die meisten alten Instrumente. Dass alte Geigen wegen dem Einfluss bestimmter Pilze, den Eigenschaften des verwendeten Holzes oder dem Lack besser klingen als neue, wurde inzwischen revidiert. Auch klimatische Einflüsse haben nicht den Effekt, der ihnen teilweise nachgesagt wurde.
Der Wert einer Geige steigt nicht grundsätzlich mit dem Alter. Ob und wie viel eine Violine an Wert gewinnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben den verwendeten Materialien und der Klangqualität kommt es unter anderem darauf an, welcher Geigenbauer das Streichinstrument gefertigt hat. Eine Geige die von einem Geigenvirtuosen gespielt wurde oder sich im Besitz von bekannten Persönlichkeiten befand, gewinnt auch dann an Wert, wenn es sich um ein eher mittelmäßiges Instrument handelt. Viele teure Geigen haben eine ganz eigene Geschichte. Bei sehr teuer gehandelten Violinen wie Stradivaris oder Guarneris entscheidet fast nie ausschließlich der Klang über den Preis.

Wo sollte man eine gebrauchte Geige kaufen?

Bei Gebrauchtkäufen sollte man sich an Musikgeschäften, Geigenbauern und seriösen Onlinehändlern orientieren. Gerade bei Geigenbauern kann man sicher sein, ein brauchbares Instrument zu erhalten. Außerdem hat man hier einen direkten Ansprechpartner und kann bei Problemen dort auch sein Streichinstrument warten oder reparieren lassen. Auch eine sachkundige Beratung erhält man dort. In welchem Rahmen man das Instrument wieder zurückgeben kann und ob es eine Garantie gibt, sollte besprochen werden. Bei Käufen übers Internet hat man immer ein gesetzlich geregeltes Rückgaberecht von 14 Tagen.
Wenn man die Möglichkeit hat ein Instrument vom Geigenbauer begutachten zu lassen, sollte man sie auf jeden Fall nutzen. Ein Laie nimmt mehrere gebrauchte Geigen in die Hand und alle sehen brauchbar aus. Doch beim genauen Hinsehen offenbart sich dem Fachmann schnell der wirkliche Zustand.

Gebrauchten Geigenbogen kaufen?

Brauchbare neue Violinbögen bekommt man schon für unter 100 Euro. Gebrauchte müssen in den meisten Fällen mindestens neu bespannt werden. Kauft man die Katze im Sack, lohnt sich die Investition in den meisten Fällen nicht. Wenn man einen gebrauchten Geigenbogen kauft, sollte es ein wirklich guter von einem namhaften Bogenmacher sein. In gutem Zustand. Gute Gebrauchtbögen bekommt man beim Geigenbauer. Wie bei Violinen gilt auch hier, dass man von Privat nur einen Bogen kaufen sollte, wenn man sich gut auskennt und den Wert inklusive aller anfallenden Kosten realistisch abschätzen kann. Einen Streichbogen spielfertig zu machen kann unter Umständen deutlich teurer werden als ein neuer Bogen.

Gebrauchte Geige kaufen: Darauf muss man achten

Wer sich auskennt weiß, was Abnutzungen an bestimmten Stellen verraten, wo man genauer hinsehen muss, ob es sich um einen hochwertigen oder minderwertigen Lack handelt. Es gibt viele Kriterien die entscheidend sind, wenn es darum geht, den Wert einer Violine zu bestimmen.
Besonders günstige gebrauchte Geigen sind häufig nicht spielbar. Sie haben Schäden die repariert werden müssen und regelmäßig teilen Geigenbauer ihren Kunden auch mit, dass eine Reparatur oder Aufbereitung sich finanziell nicht lohnt für ein Instrument.
Manchmal gibt es kleine Risse im Holz, die man als Laie nicht erkennt. Auch ein neuer Steg kann nötig werden und neue Saiten sowieso.
Ist ein Bogen dabei, muss man ihn in den meisten Fällen neu bespannen. Kauft man eine Violine die nicht spielbar ist weiß man auch nicht, wie sie klingen wird, wenn ein Geigenbauer sie in Stand setzt.
Erkennbare größere Reparaturen die zeitaufwändig und damit kostenintensiv waren, können ein Hinweis darauf sein, dass es sich um eine gute Violine handeln könnte. Andernfalls würden sich teure Reparaturen nicht lohnen.
Weitere Details bei gebrauchten Geigen können viel über ein Instrument verraten. Beispielsweise die Verarbeitung der Schnecke. Erneuerte Wirbellöcher deuten darauf hin, dass die Geige oft gestimmt und damit häufig gespielt wurde. Mit der Zeit werden die Wirbellöcher beim Stimmen größer. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich das Instrument bei Vorbesitzern ständig verstimmt hat und deshalb häufig nachgestimmt werden musste. In diesem Falle hätte man die Wirbellöcher aber nicht ausbessern lassen.
Risse in Decke, Boden oder Zarge sind nicht immer ein KO-Kriterium. Sind sie gut repariert, haben sie keinen Einfluss auf den Klang des Instruments. Der Hals sollte auf jeden Fall unbeschädigt sein. Auch das Gesamtbild sollte immer betrachtet werden.
Man sollte sich immer etwas vom Verkäufer vorspielen lassen, wenn man selbst noch absoluter Anfänger ist und niemanden hat, der spielen kann und einen begleitet. Hat man live noch keine andere Geige gehört, hat man keinen Vergleich, was unvorteilhaft ist.
Ein wichtiges Kriterium ist auch die Klangfarbe. Die Violine sollte mit ihrem Klangprofil überzeugen und mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen.
Ganz wichtig ist auch das Anspracheverhalten. Lassen sich auch leise Töne klar spielen oder muss der Bogendruck dazu stark erhöht werden? Auf die Lautstärke im Allgemeinen sollte man achten. Hört man die Geige laut und deutlich? Ist der Klang dabei klar?
Bei der Lackierung sollte man auf Lackschäden achten. Wie die Geige lackiert ist, verrät einem bereits sehr viel über das Instrument. Ein günstiger Nitrolack kommt bei teuren Geigen nicht zum Einsatz.
Stimmwirbel lassen sich relativ günstig ersetzen. Sind die Wirbellöcher aber vergrößert und müssen wieder in Ausgangsform zurück gebracht werden, wird es gleich wieder teurer. Beim Kauf einer gebrauchten Geige sollte man nach Möglichkeit auch überprüfen, ob sie sich akkurat stimmen lässt und diese Stimmung auch hält. Weil bei Gebrauchtinstrumenten meist sehr alte Saiten aufgezogen sind und die Geigen teilweise seit Jahren herumliegen, lässt sich dies oft nur schwer überprüfen.
Bei gebrauchten Violinen sollte man immer nach Kaufbeleg, Rechnung und sonstigen Unterlagen fragen wenn das Instrument noch nicht so alt ist. Ein seriöser Käufer wird diese sicher nicht vorenthalten. Hier hat man auch einen Verhandlungsrahmen, weil der ursprüngliche Preis und das Alter des Instruments bekannt sind.
Am besten man kauft eine spielbare Geige die keine Reparaturen benötigt. Möglichst spielfertig eingestellt ohne viel Geld investieren zu müssen.

Was bestimmt den Preis?

Die verwendeten Materialien haben einen Einfluss auf den Preis einer gebrauchten Violine. Die Maserung des Holzes ist bei ausgewählten Tonhölzern teurer Violinen anders als bei günstigen Fabrikgeigen, wo diese keine Rolle spielt. Bei Instrumenten die nicht vollständig aus Massivholz gefertigt sind, handelt es sich eigentlich immer um Schülerinstrumente. Der Preis einer gebrauchten Violine mit Sperrholzboden und -zargen ist immer niedriger als bei einem massiven Instrument.
Die Decke ist bei den meisten Geigen aus Fichte gefertigt. Charakteristisch bei der Decke ist die Wölbung. Diese handwerklich umzusetzen ist einer der Höhepunkte eines Geigenbauers. Denn die Decke ist maßgeblich für den Klang verantwortlich. Fehler kann man sich hier nicht erlauben. Mit Stechbeitel wird dem Streichinstrument die Form verliehen, mit kleinen Hobeln kommt dann der Feinschliff. Alles muss glatt und geschmeidig sein. Mit einer Schablone wird die Form regelmäßig kontrolliert. Eine handgefertigte Decke ist mit viel Arbeit und Expertise verbunden und deshalb teurer als günstige Violinen die größtenteils maschinell hergestellt wurden. Bei Fabrikgeigen kommen Fräsmaschinen zum Einsatz, die den Job des Geigenbauers übernehmen. Heute arbeiten dieses extrem präzise, was zu teilweise erstaunlichen Ergebnissen führt. Beim Kauf einer Geige sollte man aber beachten, dass handgefertigte Violinen immer teurer sind.
Böden, Zargen und Hälse von Geigen bestehen meist aus Ahorn oder Bergahorn. Besteht eine der Komponenten aus Sperrholz, sollte man die Finger von der gebrauchten Geige lassen wenn sie nicht extrem günstig und spielbereit ist.
Auch das Zubehör wird bei der Preisgestaltung berücksichtigt. Ein hochwertiger Koffer oder ein guter Bogen erhöhen den Preis natürlich.

Was der Geigenlack über eine Violine verrät

Auch beim Lack gibt es zwischen günstigen und teuren Geigen große Unterschiede. Bei hochwertigen Instrumenten kommen Öl- oder Spirituslacke zum Einsatz. Günstige Streichinstrumente hingegen werden mit Nitro- Kunstharzlacken lackiert. Die Qualität dieser Lacke ist nicht so hoch. Auf den Klang hat dies aber keine Auswirkung. Der Lack wird gespritzt. Kauft man eine günstige Geige online, ist einige Zeit lang ein Geruch wahrnehmbar.
Der Geigenlack schützt das Instrument vor mechanischen und chemischen Einflüssen. In Verbindung mit der Struktur und dem Muster eines hochwertigen Tonholzes ergibt sich eine ausdrucksstarke und ganz individuelle Ästhetik die jede Violine auszeichnet und zu einem absoluten Unikat macht.
Auf alt gemacht: Den Charme alter Violinen findet man auch bei vielen Neuinstrumenten. Der verwendete Geigenlack verleiht ihnen einen alten Look. Der Fachbegriff hierfür lautet Antikisierung. Eine Geige kann sowohl von Geigenbauern aufwändig antikisiert werden, als auch in der Fabrik mit einem entsprechenden Lack besprüht.