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Kolophonium kaufen

Alles was man wissen muss

Damit die klanglichen Eigenschaften voll und ganz entfaltet werden können, muss mit dem sogenannten Bogenharz das auch als Kolophonium bezeichnet wird dafür sorgen, dass die Bogenhaare optimal auf den Saiten des Streichinstruments haften können. Was genau sich dahinter verbirgt, wo die Unterschiede liegen und welches Bogenharz man kaufen sollte, verrät dieser ausführliche Ratgeber.

Was ist Kolophonium?

Die Bezeichnung ist von der griechischen Stadt Kolophon abgeleitet. In der Antike wurde in der wohlhabenden Region unweit vom heutigen İzmir Kolophonium aus Nadelbäumen gewonnen. Da der heutige Bedarf sehr groß ist beschränkt man sich bei der Gewinnung natürlich nicht auf die ursprüngliche Region. Heute stammt das Rohkolophonium überwiegend aus Kiefernharz. Ganz gleich für welches Bogenharz man sich am Ende entscheidet, unabhängig vom Hersteller dahinter, dem Markennamen unter welchem es vertrieben wird und der Preisklasse, als Basis dient stets Harz. Die Konsistenz dieses Rohstoffs unterscheidet sich von Produkt zu Produkt teilweise stark. So gibt es besonders klebrige, besonders trockene Varianten und alles dazwischen. Je nachdem, für welches Instrument es eingesetzt werden soll. Für den Kontrabass verwendet man zum Beispiel ein klebrigeres Kolophonium mit besonders guten Hafteigenschaften, Violinisten greifen hingegen auf ein trockeneres Bogenharz zurück. Viele Hersteller fügen ihrem Produkt noch weitere Komponenten hinzu um den Klang zu beeinflussen. In der Regel handelt es sich hier um diverse Metalle. Die genaue Rezeptur werden wohl nur die wenigsten bekanntgeben, da es sich hierbei um ein Alleinstellungsmerkmal handelt. Wie groß der Einfluss auf den Klang hier aber tatsächlich ist und ob ein Mehrpreis gerechtfertigt ist, lässt sich in der Praxis wohl nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit ausmachen.

Welches Kolophonium für Geige, Cello, Bratsche & Kontrabass?

Kolophonium ist in verschiedenen Härtegraden erhältlich. Einen ersten Hinweis gibt die Farbe des Harzes. Während helle Varianten in der Regel weicher sind, erhält man mit dunklem Kolophonium meist ein härteres Harz. Neben persönlichen Präferenzen spielen bei der Wahl eines geeigneten Bogenharzes die klimatischen Gegebenheiten und die verwendeten Saiten eine große Rolle. Auch der Charakter eines Streichinstrument lässt sich mit dem richtigen Bogen und Kolophonium unterstreichen oder leicht modifizieren. Ein optimales Spielerlebnis erreicht man mit der richtigen Haftkraft des Bogenhaars, die zu den verwendeten Saiten passen muss. Lange Saiten brauchen mehr Haftkraft als kurze, um mit dem Bogen zum Schwingen versetzt werden zu können. Auch der Härtegrad ändert sich mit der Saitenlänge. So benötigen längere Saiten weicheres Kolophonium, kürzere hingegen härteres.

Kontrabass

Ein Kontrabass hat sehr lange Saiten. Eine hohe Haftkraft ist erforderlich, um sie zum Schwingen zu kriegen. Weiches Kolophonium erfüllt diese Aufgabe sehr und ist deshalb eine gute Wahl für den Kontrabassbogen. Einige Bassisten schwören aber auch auf mittelhartes Harz. Anfänger machen mit weichen Produkten aber nichts verkehrt.

Geige & Bratsche

Eine Geige hat die kürzesten Saiten von allen Streichinstrumenten. Violinsaiten benötigen deshalb nur eine geringe Haftkraft, um mit dem Geigenbogen den perfekten Klang zu erzeugen. Erreicht wird dies mit sehr hartem Kolophonium. Auch für die Bratsche oder Viola ist eine geringe Haftkraft ideal, die mit harten Harzen erreicht werden kann.

Cello

Für Cellos verwendet man üblicherweise Bogenharz mit mittlerer Haftkraft. Mittelweiches Kolophonium hat sich hier bewährt und holt aus den meisten Cellobögen den besten Sound heraus.

Welchen Einfluss haben Raumtemperatur und Saitentyp?

Bei höheren Raumtemperaturen eignet sich dunkles Harz besser. Dies ist vor allem im Hochsommer relevant. Saiten haben je nach verwendetem Material unterschiedliche Eigenschaften. Bei der Wahl des richtigen Kolofoniums muss deshalb auch die Beschaffenheit von der Saiten berücksichtigt werden. Für lange und weiche Saiten sollte auch weiches Kolophonium verwendet werden. Ein Beispiel hierfür sind Darmsaiten. Sie benötigen eine hohe Haftkraft. Stahlsaiten klingen mit härterem Harz fast immer besser. Sie benötigen Harz mit geringer Haftkraft. Synthetische Saiten aus Kunststoff bewegen sich was ihre Härte anbelangt irgendwo in der Mitte. Eine mittlere Haftkraft ist hier genau richtig. Deshalb empfiehlt sich hier auch mittelhartes Kolophonium, um den besten Klang aus der Saite zu holen. Stahlsaiten benötigen eine niedrigere, Kunststoffsaiten eine mittlere, Darmsaiten eine höhere Haftkraft.

Welches Bogenharz sollte man kaufen?

Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Selber Rohstoff, unterschiedliche Eigenschaften. Dies gilt für alle erhältlichen Produkte. Und diese Unterschiede sind nicht nur darauf zurückzuführen dass Musiker unterschiedliche Präferenzen haben, sondern auch auf die Beschaffenheit der Streichinstrumente für die sie konzipiert sind. So gibt es Harze speziell für das Cello, den Bass, Geige und Bratsche. Alle unterscheiden sich in ihren Eigenschaften die speziell auf das jeweilige Instrument abgestimmt sind. Gerade als Anfänger sollte man sich deshalb auf die Angaben des Herstellers verlassen und möglichst ein bewährtes Kolophonium kaufen das eine gute Preis-Leistung. Es empfiehlt sich, hier auf Erfahrungswerte fortgeschrittener Cellisten zu verlassen oder nach Produkten mit positiven Kundenrezensionen Ausschau zu halten. Diese finden sich zum Beispiel in großen Musikshops im Internet. Hier kann man davon ausgehen, dass die Bewertungen authentisch sind. Vor allem, wenn sie in großer Anzahl vorhanden sind. Später sollte man in jedem Fall seine eigenen Tests und Vergleiche durchführen um den für sich subjektiv besten Klang aus dem eigenen Instrument herauszuholen. Die Auswahl ist jedenfalls riesig – groß genug, einen Favoriten zu finden. Für Cellos eignet sich eine mittlere Haftkraft in der Regel jedenfalls am besten. Stahlsaiten hingegen sind mit einem harten Kolophonium mit niedriger Haftkraft gut beraten, Darmsaiten mit einer Variante die deutlich weicher und damit klebriger ist und deshalb eine hohe Haftfähigkeit vorzuweisen hat. Für Geigen empfehlen sich Varianten mit einer möglichst geringen Haftfähigkeit, also besonders harte Bogenharze. Etwas weicher darf es für Bratschen sein, der Kontrabass mag es klebrig und weich. Grundsätzlich kommt Kolophonium, die englische Bezeichnung dafür ist Rosin, in zwei Formen daher. Das Harz kann kreisförmig sein und an ein Bonbon erinnern. Aufbewahrt wird es üblicherweise in einer Metalldose, Kunststoffbox oder Pappschachtel. Die zweite Variante ist rechteckig und sieht auf den ersten Blick aus wie eine kleine Seife. Preislich sind beide Produkte vergleichbar. Markenprodukte und Harze in einer hochwertigen Aufbewahrungsdose sind entsprechend teurer. Für Bogenharz mit einer besonders hohen Qualität oder Zusätzen von verschiedenen Metallen, greift man tiefer in die Tasche. Egal wofür man sich entscheidet, man sollte sparsam damit umgehen um das bestmögliche aus dem Klang eines Streichinstruments heraus zu holen.

Zusätzliche Komponenten im Harz

Einige Hersteller ergänzen ihre Rezepturen mit weiteren Komponenten. Oft werden Metalle verwendet, die den Klang verändern sollen. Neben Gold und Silber wird auch Kupfer hinzugefügt. Das Prinzip dahinter ist eine physikalische Änderung der Reibung. So kann man die Klangeigenschaften eines Streichinstruments verändern. Ein besonders warmer und differenzierter Klang wird Kolophonium mit Gold nachgesagt. Instrumente mit einem harten Klang etwas weicher werden zu lassen. Silber soll einen besonders hellen Klang produzieren der sich besonders für Geigen und Bratschen eignen soll. Wer einen warmen und weichen Ton bevorzugt, kann auf eine Rezeptur mit Kupfer zurückgreifen. Ob sich die Investition lohnt und wie groß die Unterschiede in der Praxis wirklich sind, lässt sich nur mit einem Praxischeck überprüfen. Nicht jedes Streichinstrument harmoniert mit jedem Harz.

Auch für Allergiker geeignet?

In den meisten Fällen ist das Harz gesundheitlich unbedenklich. Es gibt Menschen, die allergisch auf Kolophoniumstaub reagieren, der beim Spielen entsteht. Treten Hautirritationen oder Juckreiz beim Üben auf, sollte man ein spezielles Kolophonium für Allergiker ausprobieren. Bleibt eine Besserung aus, empfehlen wir einen Besuch beim Hautarzt. In Einzelfällen können auch die Nasenschleimhäute gereizt werden. Auch dieses Signal sollte man von Anfang an ernst nehmen. Der direkte Hautkontakt beim Auftragen auf den Bogen sollte vermieden werden. Im Gegensatz zu klassischen Harzen produziert antiallergisches Kolophonium weniger Abrieb und damit weniger Staub bei der Handhabung. Ist man auf ein bestimmtes Produkt allergisch, sollte man die Inhaltsstoffe und den Ursprung des verwendeten Harzes überprüfen. Reagiert man auf Fichtenharz allergisch, sollte man Alternativen ausprobieren. Auch synthetische Varianten sollte man berücksichtigen.

Komfort

Harze aus dem oberen Preissegment unterscheiden sich nicht nur qualitativ von günstigen Produkten. Sie bieten in der Regel auch höheren Komfort bei der Handhabung. Man kann sie problemlos mit einer Hand verwenden und wie beispielsweise bei Kaplan Premiumharz, sogar mit einem Rädchen am Boden drehen. So wird verhindert, dass eine Rille entsteht. Gerade für Anfänger lohnt sich der Mehrpreis aber nicht.

Wie es funktioniert

Das Prinzip hinter dem Harz welches für wohlklingende Töne sorgen soll ist simpel. Noch immer werden für den Streichbogen fast ausschließlich Schweifhaare von Hengsten verwendet. Ein Naturprodukt also, welches den heute verfügbaren synthetischen Alternativen immer noch überlegen ist. Streicht man mit dem Rosshaar über die Saiten wird man rein akustisch nichts vernehmen können, das nach einem Streichinstrument klingt. Für gewöhnlich hört man überhaupt nichts, das Bogenhaar gleitet geräuschlos über die Saiten ohne dabei einen Klang zu erzeugen. Deshalb wird regelmäßig Kolophonium aufgetragen. Und zwar vom Frosch bis zur Spitze der Bogenstange. Nur so kann beim Darüberstreichen die benötigte Reibung erzeugt werden. Betrachtet man die Anatomie des Rosshaares kann man nun folgendes feststellen. Das Harz lässt die anliegenden Schuppen etwas abstehen und fixiert sie in dieser Position. Das Haar wird dadurch deutlich rauer und nimmt die Saite die daran haften bleibt ein Stück mit. Natürlich verhindert die Saitenspannung dass diese sich wie Spaghetti verbiegen und am Bogen kleben bleiben. Die Saite löst sich und wird dadurch in Schwingung versetzt. Für das menschliche Auge ist dieser Effekt natürlich nicht wahrnehmbar. Man bezeichnet ihn auch als Stick-Slip-Effekt.

Wie man es aufträgt (und wie oft)

Im Grunde genommen ist die Prozedur recht simpel. In der einen Hand hält man den gespannten Bogen und in der anderen das Bogenharz welches man möglichst gleichmäßig und behutsam über die volle Länge, also vom Frosch bis zur Bogenspitze, aufträgt. Diesen Vorgang wiederholt man dann einige Male. Ein guter Richtwert sind 6 Wiederholungen, bei neuen Bögen etwa doppelt so viele. Kolophonieren ist keine Raketenwissenschaft. Die Durchführung gilt für alte und neu bespannte Bögen gleichermaßen. Etwas ausgiebiger sollte man aber bei neu bespannten Bögen zur Sache gehen. Einfacher geht das Ganze übrigens von der Hand, wenn der verwendete Kolophoniumklotz eine etwas rauere Oberfläche hat. Um dies zu erreichen und diesen etwas aufzurauen, kann man eine Nagelfeile verwenden. Grundsätzlich sollte man nicht nach einem Zeitplan kolophonieren also alle paar Tage oder Wochen oder nach einer bestimmten Anzahl an Stunden die der Bogen im Einsatz war sondern dann, wenn der Cellobogen nicht mehr ausreichend kolophoniert ist. Man merkt recht schnell, ob sich noch genug Harz auf den Boogenhaaren befindet oder nicht. Zum einen hört man es beim Spielen. Wenn der Klang immer dünner wird und die Töne immer leiser dann ist dies schon der erste Hinweis. Streicht man mit einem Fingernagel über die Boogenhaare und es bleibt kein Kolophoniumstaub hängen, ist dies schon der zweite Hinweis. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass man es durchaus auch übertreiben kann. Zu viel des Guten sorgt am Ende eben nicht für einen noch besseren Klang sondern das Gegenteil. Dennoch ist etwas mehr besser als etwas zu wenig, da dies der Spieltechnik abträglich ist. Man ist bei zu wenig automatisch dazu geneigt, den Bogen mit mehr Krafteinsatz über die Saiten zu streichen. Da beim Spielen auch Kolophonium an den Saiten hängen bleibt oder auf dem Cello selbst sollte man beides regelmäßig reinigen und pflegen. Auch die Rosshaare selbst sollte man von Zeit zu Zeit pflegen. Spezielle Reiniger werden hierfür im Fachhandel angeboten. Man sollte nicht gleichzeitig verschiedene Kolofonien verwenden.

Wie lange ist Kolophonium haltbar?

Man kann das Harz grundsätzlich verwenden bis es seine Konsistenz verliert und damit nicht mehr brauchbar ist. Im Laufe der Monate trocknet es aus bis es letztlich nicht mehr zu gebrauchen ist. Wie lange dies dauert lässt sich nicht genau vorhersagen, aber gerade Cellisten und Geiger die nicht so häufig spielen stellen regelmäßig fest, dass sie ihr Bogenharz wegwerfen müssen obwohl sie noch kaum etwas davon verwendet haben. Aber ohne Haftkraft hat das Ganze keinen Sinn, also hilft auch das Nachtrauern nichts – ein neues muss her. Dies dürfte wohl alle 12 bis 24 Monate der Fall sein. Generell sollte das Harz nicht länger als nötig geöffnet herum stehen. Andernfalls trocknet es besonders schnell aus und die Ansprache verschlechtert sich.

Für jedes Streichinstrument das passende Kolophonium